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Sprachforschung
Wie sich der "Krisenmodus" in der Sprache niederschlägt
Das Leibniz-Institut für deutsche Sprache sammelt Wortneuschöpfungen wie "Deutschlandtempo" und "Vertrauenskrise".
EU-Gipfel in Belgien.jpeg       -  Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat es zu einem eigenen Verb geschafft: 'scholzen', das vielerlei bedeuten kann: vergesslich sein oder aber Dinge versprechen und nicht halten.
Foto: Zhao Dingzhe, dpa | Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat es zu einem eigenen Verb geschafft: "scholzen", das vielerlei bedeuten kann: vergesslich sein oder aber Dinge versprechen und nicht halten.
Richard Mayr
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:35 Uhr

Es erstaunt wenig: Die "Krise" war eines der produktivsten Wörter 2023, zum Leidwesen von so vielen Menschen. Auf die "Energiekrise", die "Weizenkrise" und die "Lieferkettenkrise" folgte mit den neuen Pisa-Ergebnissen die Rückkehr der "Bildungskrise" und ganz allgemein auch eine "Vertrauenskrise". Werden die demokratischen Institutionen mit der Vielzahl an Krisen noch fertig? Sprachlich schon, wie Petra Storjohann vom Leibniz-Institut für deutsche Sprache der Deutschen Presse-Agentur gesagt hat. Wortzusammensetzungen mit "Krise" haben Hochkonjunktur. Kein Wunder, dass das Institut für deutsche Sprache den "Krisenmodus" zum Wort des Jahres gewählt hat

Das Leibniz-Institut sammelt die Wortneuschöpfungen und erweitert sein Online-Lexikon pro Jahr um ungefähr 100 neue Wörter. "Politiker, Journalisten und Influencer sind die treibenden Kräfte für neue Wörter", sagt Storjohann. Da die Inflation die letzten Jahre sehr hoch war, weil die Preise für die Energie rasant stiegen, gab es auch dazu einige Neuschöpfungen wie die "Gaspreisbremse" und gleich mehrere neue Deckel: den "Gaspreisdeckel", den "Ölpreisdeckel", den "Strompreisdeckel" oder ganz allgemein den "Energiepreisdeckel". 

2023 bringt neue Klima-Etiketten für die Klimaschützer

Im Zuge der verschärften "Klimakrise" haben die "Klimaschützer" um die Letzte Generation neue, weniger freundliche Klima-Etiketten verpasst bekommen: von "Klima-Kleber" (fast noch wohlwollend) über "Klima-Chaoten" (ablehnend) bis zu "Klima-Terroristen" und "Klima-RAF" (feindlich). 

Aber nicht jedes neue Wort hält sich dauerhaft im Sprachgebrauch: Ob es das "Deutschlandtempo", das 2022 ausgerufen wurde, tatsächlich schaffen wird, wirkt 2023 im Angesicht der lähmenden "Haushaltskrise" mehr als fraglich. Ob das neue Verb "scholzen" die Kanzlerschaft von Olaf Scholz überdauern wird, weiß man nicht. Denn "gemerkelt" wird schon länger nicht mehr. 

 
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