Wenn Helmut Schmidt sich in seiner Rolle als Elder Statesman einst von den großen Linien gelöst und sich ausnahmsweise in die Tagespolitik eingemischt hat, horchten nicht nur seine Parteifreunde auf. Das Wort des Altkanzlers hatte Gewicht in der Republik. Befreit von den strategischen Zwängen eines amtierenden Politikers eröffnete Schmidt oft neue Perspektiven. Vielleicht hat er der SPD nie mehr gefehlt als heute. Doch es gibt ja noch einen lebenden sozialdemokratischen Altkanzler. Nur hat sich dieser Gerhard Schröder mit seiner unerschütterlichen Treue zum Kreml-Herrscher Wladimir Putin selbst aus dem Spiel genommen. Die meisten Genossen sind froh, wenn der ins Zwielicht Geratene schweigt – gerade dann, wenn es um den russischen Angriff auf die Ukraine geht. Und so darf man vermuten, dass Olaf Scholz die unverhoffte Rückendeckung, die er nun durch seinen Vorgänger bekommen hat, zumindest mit gemischten Gefühlen wahrnimmt. Schröder hat sich in der Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine hinter den Bundeskanzler gestellt.
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