Stromkosten, Lebensmittel, Tanken: Seit vielen, vielen Monaten leiden die Deutschen unter steigenden Preisen. Schon vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine stieg die Inflation auf über drei Prozent. Doch als Folge von Wladimir Putins brutalem Angriffskrieg kletterte die Teuerungsrate auf die historisch höchsten Werte seit der Ölkrise in den Siebzigerjahren.
Was bedeutet "Reallohnverlust"?
Ein Jahr nach Kriegsbeginn lagen die Verbraucherpreise um 8,8 Prozent höher als im Winter 2022. Da half es nur begrenzt, dass durch harte Verhandlungen der Gewerkschaften und vor allem die steuerfreie Inflationsprämie der Bundesregierung die Löhne im Schnitt um 5,6 Prozent stiegen. Denn unter dem Strich hatten die Beschäftigten trotz der scheinbar kräftigen Lohnerhöhung weniger Geld in der Tasche. Wirtschaftsfachleute nennen die Kluft zwischen Preis- und Lohnanstieg in diesem Fall „Reallohnverlust“. Denn gemessen an den Lebenshaltungskosten hatten die Beschäftigten im Frühjahr unter Berücksichtigung weiterer Faktoren 2,4 Prozent weniger Kaufkraft im Monat zur Verfügung.
Stärkster Reallohnanstieg seit mindestens 2008
Und die gute Nachricht? Nach langer Durststrecke sind die durchschnittlichen Reallöhne in Bayern in den ersten drei Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent gestiegen. Das Landesamt für Statistik erklärte, das sei der stärkste Anstieg, den es seit Beginn seiner Reallohnstatistik im Jahr 2008 gemessen habe.
Denn dieses Mal fällt die Rechnung für die Beschäftigten positiv aus: Die Löhne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bayern sind angesichts deutlicher Tariferhöhungen und der weiterhin meist in Monatsstückelung ausgezahlten steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie um 6,6 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2023 gestiegen. Gleichzeitig hat sich das Tempo der steigenden Preise deutlich verlangsamt: Die Inflation lag in Bayern offiziell bei 2,6 Prozent. Damit bleibt den Beschäftigten laut Landesamt real 3,9 Prozent mehr Lohn brutto.
Seit 2020 steigen die Preise deutlich stärker als die Löhne
Die Beschäftigten können sich mit dem Plus trösten, dass die zwei Jahre dauernde Zeit ununterbrochener Reallohnverluste damit erst mal vorbei ist. Doch wirklich billiger wird das Leben damit nicht: Seit 2020 sind die Preise um 19 Prozent gestiegen, die Reallöhne liegen aber noch immer kaum über dem Niveau von damals. fg