
Sergio Ermotti gehört nicht zu den Menschen, die von übertriebenen Selbstzweifeln geplagt werden. Insofern ist er vielleicht genau der Richtige, um der arg ramponierten Schweizer Bankenbranche wieder Halt zu geben. Der gebürtige Tessiner mit italienischen Wurzeln wird an diesem Mittwoch Nachfolger seines Nachfolgers an der Spitze der GroßbankUBS.
Vor zweieinhalb Jahren hatte er das Unternehmen verlassen, nun kehrt er unter ganz neuen Vorzeichen zurück. Denn der Finanzriese steht mit der staatlich verordneten Übernahme der taumelnden Credit Suisse vor unruhigen Zeiten. Dem bisherigen UBS-Chef Ralph Hamers, einem Niederländer, hatte man nicht zugetraut, die Fusion zu managen. Jetzt, da mit dem Finanzplatz Schweiz quasi ein nationales Kulturgut auf dem Spiel steht, soll es ein Einheimischer richten. Und Ermotti hat bewiesen, dass er es kann.
Sergio Ermotti kam schon 2011 als Feuerwehrmann zur UBS
Als er 2011 erstmals in die Chefetage der UBS einzog, brannte es dort auch schon. Skandale und Milliardenverluste im riskanten Investmentbanking kratzten am Image. Ermotti baute den Konzern erfolgreich um, dauerhafte Ruhe kehrte aber auch unter seiner Führung nicht ein. 2019 verweigerten die Aktionäre seinem Vorstand die sonst fast selbstverständliche Entlastung, nachdem die UBS eine Milliardenstrafe wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung kassiert hatte. Es war der Anfang vom Ende für den wortgewaltigen Manager, der eigentlich Fußballprofi werden wollte und für den FC Lugano spielte.
Nun kehrt der verheiratete Vater zweier Söhne, der in seiner Freizeit gerne Ski fährt, zurück ins Rampenlicht – und soll dafür sorgen, dass sich die UBS nicht an der Credit Suisse verschluckt. Dabei muss er sich auch mit der Politik arrangieren, die aus den staatlichen Hilfsmaßnahmen ein Mitspracherecht ableiten wird. Wer jedoch glaubt, Ermotti werde zur Marionette, dürfte sich täuschen. Der Manager hatte noch nie Scheu, sich mit Obrigkeiten anzulegen und kann rhetorisch durchaus rustikal werden, wenn ihm etwas gegen den Strich geht.
Dass nun bereits geraunt wird, die neue Großbank drohe zum Sicherheitsrisiko für die gesamte Branche zu werden, konterte der 62-Jährige dementsprechend trocken: Die UBS sei nicht „too big to fail“, also zu wichtig, um pleitegehen zu dürfen. Eher sei die Bank zu „too small to survive“, also zu klein, um zu überleben.