Der Mann ist ein Schauspielkraftwerk: Philipp Hochmair spielt mit hoher Energie, großer Dynamik und schier grenzenloser Leidenschaft – und das, obwohl er Legastheniker ist und seine Texte lernt, indem er sie sich vorlesen lässt. Sein Erweckungserlebnis geht auf die Schulzeit zurück, als er sich auf eine Bank stellte und Goethes Ballade "Totentanz" vortrug. So überzeugend, dass Lehrer wie Mitschüler die Pausenglocke überhörten.
Das Team der diesjährigen "Jedermann"-Inszenierung wurde überraschend entlassen
Diese Passion für die Schauspielerei trifft nun auf eine zweite Passion, die Rolle des Jedermann in Hugo von Hofmannsthals "Spiel und Sterben des reichen Mannes". Noch ist es nicht offiziell, aber nicht nur in Salzburg zwitschern es die Spatzen von Dächern: Philipp Hochmair wird im nächsten Jahr der Jedermann auf dem Domplatz, nachdem die neue Schauspielleiterin der Festspiele, Marina Davydova, Knall auf Fall das gesamte Team der bisherigen "Jedermann"-Inszenierung entlassen hatte.
Dass diese Rollenbesetzung eine naheliegende ist, lässt sich an der Schauspieler-Biografie Philipp Hochmairs ablesen. Ausgebildet am Max-Reinhardt-Seminar unter anderem von Klaus-Maria Brandauer (Jedermann der Jahre 1983 bis 1989), konzentriert er sich nach Engagements an den großen Theatern im deutschsprachigen Raum vorwiegend auf Solo-Abende, in denen er mit seiner Band "Die Elektrohand Gottes" Klassiker der Literatur von einer neuen Seite zeigt – darunter auch "Jedermann Reloaded", in dem Hochmair alle Rollen selbst interpretiert.
2018 sprang Philipp Hochmair für den erkrankten Tobias Moretti ein
Das empfahl ihn 2018, als die Festspiele sehr kurzfristig für den erkrankten Tobias Moretti nach einem Einspringer suchen mussten. Mit Knopf im Ohr für die Regieanweisungen brachte er das Publikum in fünf Vorstellungen zum Jubeln. Es ist eine Rolle, die Philipp Hochmair nicht loslässt. "Ich habe einen Narren an Jedermann gefressen", beschreibt er sein Verhältnis zu der Figur.
Dem breiten Publikum dürfte der gerade 50 gewordene gebürtige Wiener, der zwischen Wohnsitzen in Berlin, Hamburg und Wien pendelt, allerdings eher aus den TV-Serien "Blind ermittelt" oder "Vorstadtweiber" bekannt sein. Zu Grimme-Preis-Ehren kam Hochmair mit seiner Darstellung des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich in dem ZDF-Film "Die Wannseekonferenz".
Bisher ist noch nicht bekannt, wer die anderen Rollen im neuen Salzburger "Jedermann" spielen wird. Zur Not könnte Philipp Hochmair aber übernehmen, die Texte dafür hat er bereits gelernt.