Vielleicht waren es am Ende einfach ein paar Parallelen zu viel. Johannes Vogel hat auf dem gleichen Gymnasium Abitur gemacht wie Christian Lindner, später in dessen Abgeordnetenbüro gearbeitet und 2017 für den Landesvorsitzenden Lindner einen Wahlkampf organisiert, bei dem die nordrhein-westfälische FDP das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielte.
Gerne wäre er danach Generalsekretär der Bundespartei geworden – da aber zog Lindner ihm 2019 die Brandenburgerin Linda Teuteberg vor.
Vogels Themen: Rente, Arbeitsmarkt, Bürgergeld
Heute ist das alles verdaut und Vogel als einer von drei stellvertretender Vorsitzenden ein Mann mit Zukunft in der Partei. Obwohl nur vier Jahre jünger als Lindner, wird der Sohn eines Managers und einer Psychologin für den Fall der Fälle schon als dessen Nachfolger gehandelt. Dabei sind die beiden trotz ihrer eng miteinander verwobenen politischen Biografien zwei Liberale sehr unterschiedlichen Schlages. Hier Lindner, der klassische Ordoliberale – dort Vogel, der als Jugendlicher zunächst ein Jahr Mitglied der Grünen Jugend war und sich eher untypisch für die FDPvor allem mit sozialpolitischen Themen beschäftigt: Rente, Arbeitsmarkt, Bürgergeld.
Nicht zuletzt deshalb gilt der 40-Jährige als Vertreter der sozialliberalen Schule. In einer Koalition mit Sozialdemokraten und Grünen tut er sich damit leichter als der Finanzminister und Parteivorsitzende Lindner, wie ein kleines Beispiel aus dem Dezember zeigt. Die Forderung, Straßen und Fahrradwege künftig stärker voneinander zu trennen, hätte auch ein Grüner erdacht haben können. Tatsächlich kommt sie von Vogel, der zwar gerne Auto fährt, aber auch selbstkritisch sagt: „Viel zu lange wurden Fahrradwege an Straßen gepresst.“
Johannes Vogel war drei Jahre bei der Bundesagentur für Arbeit
Sein Bild von einer liberalen Partei ähnelt dem des früh verstorbenen Guido Westerwelle: Über klassische Themen wie die Steuerpolitik und den Mittelstand hinaus muss die FDP ein breiteres Publikum ansprechen. Vogel, verheiratet, keine Kinder, und im Hauptberuf Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, steht für einen ganzheitlichen Liberalismus – einen, der die sozialen Fragen ernster nimmt als das Partei-Establishment.
Drei Jahre bei der Bundesagentur für Arbeit haben seinen Blick dafür geschärft. Bei der Rente zum Beispiel hat Vogel bei seiner Wahl zum FDP-Vize vor zwei Jahren schon gewarnt, sie die gegenwärtige Legislaturperiode „die letzte, in der wir noch handeln können“.