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Porträt
Claudia Sheinbaum: Wird sie Mexikos erste Präsidentin?
Ihr Werdegang und ihr Auftritt erinnern ein wenig an Angela Merkel. In die Politik aber kam Claudia Sheinbaum über die linke Studentenbewegung.
Claudia Sheinbaum ist Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt und Umweltforscherin. Foto: Marco González/NOTIMEX/dpa       -  Claudia Sheinbaum ist Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt und Umweltforscherin.
Foto: Marco González/NOTIMEX/dpa | Claudia Sheinbaum ist Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt und Umweltforscherin.
Sandra Weiss
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:35 Uhr

Seit Monaten ist Mexiko voller Plakate, auf denen die schwarze Silhouette eines Frauenkopfs mit Pferdeschwanz zu sehen ist: Claudia Sheinbaum, Bürgermeisterin der Hauptstadt und jetzt auch offiziell Kandidatin der Regierungspartei Morena für das Präsidentenamt. Sie hat gute Chancen, im kommenden Jahr die erste Frau im mexikanischen Präsidentenpalast zu werden. 

Sheinbaum ist so eine Art „Angela Merkel Mexikos“: gelernte Physikerin und eher spröde im Auftreten. Geboren wurde sie 1962 in einer Familie jüdischer Einwanderer aus Litauen und Bulgarien. Wie ihr Bruder studierte Sheinbaum Physik, gleichzeitig war sie Teil einer marxistischen Studentengruppe, aus der später die linke Partei der Demokratischen Revolution hervorging. Sheinbaum und ihr späterer Ehemann Carlos Imaz gehörten zu den Gründungsmitgliedern ebenso wie der heutige Präsident López Obrador.

Mexikos Präsident López Obrador ist Mentor von Sheinbaum

Sheinbaum bekam zwei Kinder, schrieb Bücher, war Professorin und arbeitete für die Vereinten Nationen. Parallel engagierte sie sich politisch. Als ihr Mentor López Obrador im Jahr 2000 zum Hauptstadtbürgermeister gewählt worden war, machte er sie zu seiner Umweltministerin. Als sich herausstellte, dass ein Teil der Gärten um den Präsidentenpalast öffentliches Eigentum war, marschierten beide los, rissen die Mauer nieder und machten daraus einen Spielplatz. Außerdem startete Sheinbaum ein Wiederaufforstungsprogramm, führte ein Schnellbussystem ein und senkte die durch Emissionen verursachte Luftverschmutzung um 30 Prozent.

Von 2015 bis 2017 war sie Stadtteilbürgermeisterin in Tlalpan, einem Mittelschichtsviertel im Süden der Metropole. Ihr Mann, der zuvor diesen Posten innegehabt hatte, musste wegen illegaler Wahlkampffinanzierung zurücktreten und wurde verurteilt. Auch Sheinbaum geriet in Misskredit, als beim Erdbeben 2017 eine Schule einstürzte, in deren Trümmer 26 Menschen starben. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Schule zahlreiche Mängel hatte, trotzdem nicht geschlossen worden war. Als Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt machte sie vor allem mit Prestigeprojekten wie dem umstrittenen Abbau einer Kolumbus-Statue Schlagzeilen.

Als Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt greift Sheinbaum durch

Über ihr Privatleben ist wenig bekannt. Freunde sagen, sie wirke verschlossen, sei aber vor allem schüchtern. Von ihrem Mann hat sie sich 2016 getrennt. Mitarbeiter bezeichnen sie als arrogant und kurz angebunden, schätzen aber ihren Fleiß und ihre Sachkenntnis. Den Feminismus hat sie sich nicht auf die Fahnen geschrieben. Ihre Sondereinsatztruppen liefern sich alljährlich am Weltfrauentag mit den regierungskritischen Demonstrantinnen heftige Straßenschlachten. 

 
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