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Teheran
Ohnmächtige Wut in Teheran – Iran will israelischen Angriff vergelten
Der Iran macht Israel für einen Angriff auf sein Botschaftsgelände in Damaskus und die Tötung von zwei Generälen verantwortlich – hat aber kaum Möglichkeiten, etwas gegen Israel zu unternehmen.
Explosion in Damaskus.jpeg       -  Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist nach Angaben aus Teheran ein General der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden.
Foto: Omar Sanadiki, dpa | Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist nach Angaben aus Teheran ein General der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden.
Thomas Seibert
 |  aktualisiert: 06.04.2024 02:42 Uhr

In der diplomatischen Vertretung dürften sie sich sicher gefühlt haben. Doch am Ende lag nicht nur das Gebäude in Trümmern. Elf Tote, darunter Generäle der iranischen Revolutionsgarde und Gesandte radikaler Palästinensergruppen: Der israelische Luftangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus sorgt in Teheran für Wut. Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei kündigte am Dienstag Vergeltung an. "Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden. Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will", drohte er.

Israelische F-35-Kampfflugzeuge hatten am Montag einen Anbau der Botschaft der Islamischen Republik in der syrischen Hauptstadt Damaskus mit Raketen beschossen. Das Haus, in dem das iranische Konsulat und die Residenz des iranischen Botschafters untergebracht sind, wurde zerstört. Das Völkerrecht verbietet Angriffe auf diplomatische Einrichtungen. Israel hingegen argumentiert nach einem Bericht der New York Times, das Gebäude habe Treffen der iranischen Revolutionsgarde gedient und sei deshalb nicht unter diplomatischem Schutz gestanden.

Der Iran unterstützt die Hamas im Kampf gegen Israel

Prominentestes Opfer des israelischen Angriffs war Brigadegeneral Mohammad Reza Zahedi, Kommandeur der Auslandstruppe der iranischen Revolutionsgarde im Libanon und in Syrien. Laut der New York Times berieten die iranischen Generäle gerade mit Gesandten der radikal-palästinensischen Gruppe Islamischer Dschihad über den Gaza-Krieg. Der Iran Iran ist der wichtigste Unterstützer der Hamas im Krieg gegen Israel. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee.

Israel greift seit Jahren regelmäßig Positionen der Iraner und seiner Verbündeten in Syrien und im Libanon an. Erst vorige Woche beschossen israelische Kampfjets ein Munitionslager der libanesischen Hisbollah-Miliz im nordsyrischen Aleppo. Im Januar tötete Israel den Hamas-Vizechef Saleh al-Aruri in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Angriff ist eine Demütigung des Iran

Israel kann in Syrien angreifen, obwohl Irans Partner Russland den Luftraum über dem Bürgerkriegsland kontrolliert. Allerdings sind Russland und der Iran in Syrien auch Konkurrenten, weshalb es Moskau recht ist, wenn iranische Militärs dort nicht zu stark werden. Außerdem habe Russland wegen des Ukraine-Krieges einen Teil seiner Luftabwehr aus Syrien abgezogen, sagt der Istanbuler Sicherheitsexperte Yörük Isik unserer Redaktion. 

Der Angriff vom Montag demonstriere, dass der Iran und seine Verbündeten selbst hohe iranische Offiziere nicht schützen können. Teheran sei damit gedemütigt worden, sagt Iran-Experte Arash Azizi von der Clemson-Universität in den USA. Nun werde der Druck auf das Regime wachsen zurückzuschlagen, sagte Azizi. Er sieht in dem israelischen Angriff auf das Konsulatsgebäude eine gefährliche Eskalation des „Schattenkrieges“ zwischen dem jüdischen Staat und dem Iran; bisher achteten beide Seiten darauf, den Konflikt nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. 

Gleichwohl gilt: Das Regime in Teheran kann militärisch nicht viel gegen Israel unternehmen. Der Iran verfügt zwar über Tausende Raketen, die Israel treffen können. Doch Chamenei will keinen offenen Krieg, weil dieser die Existenz der Islamischen Republik gefährden könnte – spätestens dann, wenn die USA sich zu einem Eingreifen entscheiden würden. Chamenei zögert zudem, die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon gegen Israel in die Schlacht zu schicken. Die Hisbollah dient dem Teheraner Regime als erste Verteidigungslinie im Falle eines Krieges mit dem Westen. Der Iran will die Miliz nicht durch einen Krieg gegen Israel schwächen.

Welche Vergeltungsmaßnahmen könnte der Iran durchführen?

Als iranische Vergeltungsmaßnahmen sind Angriffe proiranischer Milizen auf US-Truppen im Irak und in Syrien denkbar. Die USA trügen als Partner Israels die Verantwortung für den Angriff von Damaskus, erklärte der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Angriffe auf US-Einrichtungen in Nahost bergen aber das Risiko amerikanischer Gegenschläge. 

Möglich sind auch iranische Terroranschläge auf israelische Einrichtungen. Der Iran hat in der Vergangenheit bereits mehrmals Anschläge gegen Israel und Juden außerhalb des Nahen Ostens verübt. Im Jahr 1994 starben 85 Menschen bei einem Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires. Anschläge wie diese könnten dem Iran aber mehr schaden als nutzen, glaubt Iran-Experte Azizi. „Anschläge in relativ Iran-freundlichen Ländern wie der Türkei oder in Zypern oder selbst in der Europäischen Union würden die Beziehungen des Iran zu diesen Ländern belasten“, sagte der Iran-Experte. „Und das will der Iran vermeiden.“

 
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