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Krieg in der Ukraine
Die Kornkammer kann weiter liefern
Russland und die Ukraine einigen sich auf eine Verlängerung der Schwarzmeer-Getreide-Initiative. Auch für die Vereinten Nationen ist dies eine wichtige Entscheidung.
Getreide-Exporte       -  Das Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland wird verlängert.
Foto: Khalil Hamra, AP/dpa | Das Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland wird verlängert.
Jan Dirk Herbermann
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:47 Uhr

Im Nervenkrieg zwischen Russland und der Ukraine um die Schwarzmeer-Getreide-Initiative ist eine Entscheidung gefallen: „Die Schwarzmeer-Getreide-Initiative, die am 22. Juli 2022 in Istanbul unterzeichnet wurde, ist verlängert worden“, teilte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Samstag in New York mit. Er ließ allerdings offen, um wie viele Tage der Deal ausgedehnt wird. Die ukrainische Regierung ließ verlautbaren, es handele sich um 120 Tage.

Russlands Regierung unter Präsident Wladimir Putin stemmte gegen eine neue Dauer von 120 Tagen für das weltwirtschaftlich so wichtige Abkommen. Der russische Botschafter bei den UN, Wassili Nebensja, beharrte noch am Freitag darauf, dass Moskau einer neuen Frist von nur „60 Tagen“ zustimmen werde. Welche Zeitspanne nun gilt, 120 Tage oder 60 Tage, blieb zunächst unklar.

Bislang galt das Getreide-Abkommen jeweils für 120 Tage, es wäre am Samstag ausgelaufen. Russland, die Ukraine und die Generalsekretärin der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung, Rebeca Grynspan, sowie der Nothilfekoordinator Martin Griffiths feilschten in den vergangenen Tagen über die Verlängerung. Auch die Türkei schaltete sich ein.

Ukraine und Russland waren unter weltweit größten Agrarexporteuren

Basis sind zwei miteinander verbundene Abkommen, auf die sich die verfeindeten Länder im Juli 2022 geeinigt hatten. Als Vermittler traten die UN und die Türkei auf. Das erste ist die Schwarzmeer-Getreide-Initiative. Sie soll die sichere Ausfuhr von ukrainischem Getreide, Düngemitteln und anderen Nahrungsmitteln aus bestimmten Häfen am Schwarzen Meer ermöglichen, während der russische Angriffskrieg weiter tobt. Die zweite Vereinbarung zwischen den Vereinten Nationen und Moskau soll den ungehinderten Zugang russischer Lebensmittel- und Düngemittelausfuhren auf die Weltmärkte sicherstellen.

Die Ukraine und Russland zählten vor Beginn des großangelegten Moskauer Angriffskrieges am 24. Februar 2022 zu den weltweit größten Agrarexporteuren. Nach dem Einmarsch der Kremltruppen in das Nachbarland blockierten sie die ukrainische Ausfuhr von Agrargütern über das Schwarze Meer und lösten Preisexplosionen aus: Weltweit bekamen die Menschen die Teuerungen und den Ausfall der Lieferungen aus der KornkammerUkraine zu spüren.

UN konnte außer den beiden Abkommen kaum etwas gegen Folgen des Krieges tun

Tatsächlich ebnete dann die Schwarzmeer-Getreide-Initiative bislang den Weg für die Verschiffung von 25 Millionen Tonnen Getreide und anderen Agrargütern über das Schwarze Meer. Wobei 55 Prozent der Exporte gemäß UN in Entwicklungsländer gingen. „Die Unterstützung der UN für die in Istanbul getroffenen Vereinbarungen ist Teil der globalen Antwort auf die schwerste Krise der Lebenshaltungskosten seit einer Generation“, betonte UN-Generalsekretär António Guterres.

Für die UN geht es auch um den Ruf: Denn außer den beiden Abkommen hat die Weltorganisation kaum einen Beitrag leisten können, um die globalen Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine abzumildern. Von einer Lösung des Konflikts unter Vermittlung der UN ganz zu schweigen.

Nebensja: Westen soll russische Agrarerzeugnisse von Sanktionen befreien

Russlands hingegen erklärt immer wieder, es erleide bei dem Deal schwere Nachteile. Während die Exporte der Ukraine auf Hochtouren liefen, sei die Vereinbarung der UN mit Russland„nicht im Geringsten umgesetzt“, schimpft Moskaus Botschafter bei den UN, Nebensja. Russische Ausfuhren würden durch westliche Sanktionen indirekt behindert. So stünden den Russen Versicherungshürden im Weg, sie seien vom Zahlungsverkehr abgeschnürt oder Seehäfen ließen ihre Schiffe nicht einlaufen.

Um die Lage für Russland zu verbessern setzte Nebensja den USA, der EU und Großbritannien ein Ultimatum. Wenn der Westen auch zukünftig eine Fortsetzung der Schwarzmeer-Getreide-Initiative wolle, müsse er innerhalb „von zwei Monaten“ alle Unternehmen zur Ausfuhr russischer Agrarerzeugnisse von Sanktionen befreien. Das Tauziehen um eine Verlängerung der Schwarzmeergetreide-Initiative dürfte sich nach Ablauf der aktuellen Zeitspanne wiederholen.

 
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