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Kommentar
KI-generierte Bilder werden unsere Wahrnehmung der Welt erschüttern
Über den Papst im Puffer-Mantel lachten viele noch. Nicht mehr lustig ist das Bild von Trump, der einen Triumphzug anführt. Beide Motive zeigen eine Art „alternative Realität“ und sind eine große Gefahr.
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Foto: Axel Heimken, dpa (Symbolbild) | Schöne neue Welt? Künstliche Intelligenz wird in vielen Bereichen einen Fortschritt bedeuten. Ihre Bild-Schöpfungen aber sind gefährlich.
Daniel Wirsching
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:32 Uhr

Bilder sagen mehr als tausend Worte, heißt es. Aber kann man seinen Augen trauen? Darum geht es, wenn es um Fotos geht, die von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt werden, inzwischen massenhaft, schnell und ohne jegliche Programmierkenntnisse auf Nutzerseite. Es geht um die (Aussage-)Kraft von Bildern und unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit. Noch befinden wir uns in einer Experimentierphase, doch klar ist: Die Möglichkeiten der KI werden massive Folgen haben, darunter die Erschütterung von Glaubwürdigkeit und Vertrauen in das, was man sieht, etwa in Medien.

In wenigen Jahren werden KI-generierte Bilder mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sein

Das wird gerade einigen bewusst, die gestern über den Papst im Puffer-Mantel lachten und heute besorgt sind über einen Donald Trump, der einen Triumphzug anführt. Beide Motive zeigen eine Art „alternative Realität“: Bilder, die viele für wahr halten könnten – oder für wahr halten wollen. Neben „alternative Fakten“ treten „alternative Fotos“ und „alternative Videos“. Bilder mögen mehr als tausend Worte sagen, das Wort „wahrhaftig“ wird sich künftig kaum mit ihnen verbinden. In wenigen Jahren werden KI-generierte Bilder mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sein. Im Falle des Papst-Bildes genügte genaueres Hinschauen und das Wissen, dass stark gefütterte Steppmäntel „in“ sind und Franziskus früher bereits als Stilikone Teil der Popkultur wurde. Durch Graffiti-Bilder von ihm als Superman.

Nun gab es mit Anbeginn der Fotografie und seitdem die Bilder „laufen lernten“ Manipulationen und Instrumentalisierungen. Propaganda oder Werbung nutzten Bilder und ihre Wirkmächtigkeit. Dass Bilder stärker für Wirklichkeit stünden als Worte war stets ein großer Irrtum. Jeder Fotograf sah die Welt durch seinen Sucher, wählte einen Ausschnitt, zoomte oder inszenierte. Fotos wurden koloriert, später veränderten Bildbearbeitungsprogramme und Filter nicht nur unseren Blick auf die Welt – zusammen mit dem Smartphone veränderten sie unseren Alltag. Alles wird fotografiert, gefilmt, gestreamt, geteilt, geliked.

Damit kann und muss man umgehen lernen. Das gilt umso dringlicher für KI-generierte Bilder. Sind Fake News, also meist mit Worten verbreitete Falschnachrichten, zu einem ernsthaften gesamtgesellschaftlichen Problem geworden, werden es Fotos und Videos in ungeahnten Ausmaßen.

Was hilft: Noch mehr Medienkompetenz. Und noch wesentlich mehr Skepsis

Wer sich vergegenwärtigt, in welchem Tempo – unter anderem auf „maschinellem Lernen“ durch die Sammlung riesiger Datenmengen basierende – KI lernt, kann deren Bildschöpfungen nicht lustig finden und Vergleiche zu früher heranziehen. Sie taugen nicht.

Bald wird eben nicht mehr erkennbar sein, dass Ex-US-Präsident Trump keinen Triumphzug anführte, wie es sein Sohn Eric auf Twitter unter der Zeile „One of a kind!“ (auf Deutsch: „Unikat“, „einzigartig“) glauben machen wollte. Tatsächlich musste Trump zum Gericht laufen und wurde angeklagt. Ein Tief-, kein Höhepunkt. Wie AfD-Abgeordnete, die künstlich erstellte Bilder wütender Migranten posteten mit unabsehbaren Auswirkungen.

„Deepfakes“ wirken schon jetzt „täuschend echt“. Die damalige Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Giffey, dachte, sie spreche in einem Videotelefonat mit Kiews Bürgermeister Klitschko. Jeder kann Opfer eines derartigen Fakes werden, zum Beispiel von Erpressern, die einen in ein Pornovideo montieren. Dagegen werden vor allem technische Möglichkeiten der Verifikation helfen. Noch mehr Medienkompetenz. Und noch wesentlich mehr Skepsis.

 
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