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Kommentar
Israel unter Druck: Die Hamas reibt sich die Hände
Die israelische Armee steht vor dem womöglich entscheidenden Schlag gegen die Terrororganisation. Den aber gesteht ihr längst nicht jeder zu.
Nahostkonflikt - Rafah.jpeg       -  Blick auf ein provisorisches Lager in der Stadt Rafah im südlichen Gaza-Streifen.
Foto: Yasser Qudih, XinHua/dpa | Blick auf ein provisorisches Lager in der Stadt Rafah im südlichen Gaza-Streifen.
Rudi Wais
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:10 Uhr

Die perfide Strategie der Hamas droht aufzugehen. Mit jedem Tag, den der Krieg andauert, wächst der Druck auf die israelische Regierung, die Angriffe auf die Stellungen der Terrororganisation zu stoppen und das humanitäre Chaos zu beenden. Dass für das Leid im Gazastreifen vor allem die Hamas verantwortlich ist, die diesen Krieg mit ihren Massakern vom 7. Oktober erst begonnen hat, wird dabei immer häufiger verdrängt – auch in mit Israel eng befreundeten und verbundenen Staaten wie den USA und Deutschland

Ägypten droht mit dem Aufkündigen des Friedensvertrages

Diese subtile Form der Täter-Opfer-Umkehr ist Wasser auf die Mühlen der Islamisten. Nichts hindert Länder wie Ägypten oder Jordanien daran, zumindest vorübergehend Flüchtlinge aus Gaza aufzunehmen. Dass sie es nicht tun, sondern – wie Ägypten –sogar mit dem Aufkündigen des historischen Friedensvertrages mit Israel drohen, sagt viel über die Solidarität mit den palästinensischen Glaubensbrüdern und das Verständnis von guter Nachbarschaft in der arabischen Welt aus: Beides ist erkennbar unterentwickelt. Sich gegen Israel zu stellen, es zum Feind zu stempeln oder es gar von der Landkarte tilgen zu wollen, ist im Nahen Osten der einfachste und beifallsträchtigste Weg. Verantwortung für die ganze Region zu übernehmen, wäre der kompliziertere und unbequemere. 

Besonders anschaulich zeigt sich das gerade in der Grenzstadt Rafah im Süden des Küstenstreifens, wo sich Hunderttausende von Flüchtlingen drängen, wo die Terroristen aber offenbar noch mindestens vier Bataillone an Kämpfern stehen haben. Sie auszuschalten, könnte für die israelische Armee der entscheidende Schlag im Kampf gegen die Hamas sein – der Tag, der alles verändert. 

Tatsächlich jedoch versuchen weite Teile der westlichen Welt aus Sorge vor neuen zivilen Opfern, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu genau davon abzubringen. Würde die Regierung in Kairo jedoch den Grenzübergang in Rafah öffnen, wäre beides möglich: Palästinenser könnten ins sichere Ägypten fliehen – und die israelische Armee könnte die letzte Hochburg der Hamas unter Kontrolle bringen. 

Wie sehr sich die Narrative im Nahen Osten verschoben haben, belegt auch das Tauziehen um eine neuerliche Waffenruhe zum Austausch von Geiseln. Netanjahu mag kein Krisendiplomat sein und mit seinen markigen Tönen auch gegen seinen rasanten Popularitätsverfall anreden. Gescheitert aber sind die Verhandlungen über eine Feuerpause nicht an ihm, sondern an der Hamas, die unter anderem auf einem völligen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen besteht – eine Forderung, auf die Israel sich auf keinen Fall einlassen kann, weil die Hamas so nur Zeit gewänne, sich zu sammeln, sich neu zu bewaffnen und neue Angriffe vorzubereiten. Außerhalb Israels allerdings wird immer häufiger Netanjahu als eine Art Generalschuldiger für die verfahrene Situation dargestellt. 

Einen Palästinenserstaat gibt es nur ohne die Hamas

All das nutzt am Ende nur der Hamas. Ihr ist es gelungen, die zarten Bande der politischen Freundschaft und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die Israel gerade mit einigen muslimischen Ländern geknüpft hatte, wieder zu zerschneiden. 

Sie hat den Blick der Welt von ihrer kruden Ideologie und ihrer enthemmten Gewalt auf die Not der Zivilbevölkerung in Gaza umgeleitet, die sie nach wie vor als menschlichen Schutzschild missbraucht. Und sie hat der Debatte über eine Zweistaatenlösung einen geradezu anachronistischen Drive verliehen, weil das größte Hindernis für einen eigenen Palästinenserstaat bisher die Hamas selbst ist. Auch deshalb muss Israel diesen Krieg gewinnen.

 
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