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Berlin
Diskussion um Gastro-Mehrwertsteuer: Es geht darum, eine Branche am Leben zu lassen
Die Mehrwertsteuersenkung hat in der Corona-Pandemie die Gastronomie gerettet. Nun ist ein Streit darüber entbrannt, ob es sie weiterhin geben soll.
Verbessert sich das Image von Fleisch wieder? Das jedenfalls schließt der Konzern Vion aus einer Verbraucherumfrage zum Thema.  Foto:  dpa (Symbolbild)       -  Wie viel darf ein Schnitzel kosten?
Foto: dpa (Symbolbild) | Wie viel darf ein Schnitzel kosten?
Bernhard Junginger
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:41 Uhr

Weil Restaurants, Wirtshäuser und Imbissbuden nicht einfach Kalorien-Tankstellen sind, sondern gesellschaftliche Treffpunkte und Orte des Miteinanders, hat der Staat sie während der Coronakrise mit vielen Milliarden Euro gestützt.

Trotzdem haben es nicht alle Gastronomiebetriebe geschafft, Dörfer und Nachbarschaften damit teils ihre Zentren verloren. Da wäre es schlichtweg ein Wahnsinn, den verbleibenden Lokalen jetzt das Leben und Überleben noch schwerer zu machen. Genau das würde passieren, wenn der in der Pandemie auf sieben Prozent reduzierte Mehrwertsteuersatz auf Speisen wieder auf 19 Prozent stiege. Es geht in dieser Debatte längst nicht mehr um irgendeine Subvention für eine gut organisierte und lautstarke Gruppe, die damit ihre Profite weiter erhöht. Sondern buchstäblich darum, eine wichtige Branche leben oder sterben zu lassen. 

Schon der Grundsatz ist ungerecht: Warum sollte ein To-Go-Burger billiger sein als im Restaurant?

Ein gefährlicher Präzedenzfall, der in anderen Gewerben zu Begehrlichkeiten führt, wäre eine dauerhaft reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie übrigens nicht. Im Gegenteil, sie würde eine grundsätzliche Ungerechtigkeit beenden. Denn es ist völlig unverständlich, dass für einen Hamburger, der vom Kunden am Drive-In-Schalter abgeholt oder vom Lieferdienst gebracht wird, die reduzierte Mehrwertsteuer gilt, für den im Lokal verzehrten aber die volle. Nach dem System, zu dem die Bundesregierung nun wieder zurück will, werden auch Fertiggerichte im Supermarkt gegenüber einer Mahlzeit, die von einer Köchin zubereitet und einem Kellner serviert wird, steuerlich bevorzugt.

Nicht die Luxusbranche wäre betroffen - sondern das Wirtshaus nebenan

Nach dem Corona-Schock sind zwar viele Gäste in die Wirtsstuben zurückgekehrt, doch durch die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs müssen sie auf ihr Geld stärker achten. Die hohen Preisen für Lebensmittel und Energie haben aber auch die Gastronomen massiv unter Druck gesetzt, für Salat oder Schnitzel müssen sie mehr verlangen, trotzdem bleibt immer weniger hängen.

Noch höhere Preise würden die Leute nicht mitmachen, noch geringere Margen die Lokale nicht verkraften. Am Ende würde der mit gewaltigem Einsatz von Steuergeld zumindest gebremste Niedergang der Gastronomie dann doch noch einsetzen, unbarmherzig und kaum umkehrbar. Betroffen sein dürfte nicht zuallererst die Luxusbranche, in der die Preise kaum eine Rolle spielen. Schließen müssten vor allem die Wirtshäuser an der Ecke, Pizzerien und türkische Lokale. Ab und zu im Restaurant essen, das könnten sich dann endgültig nur noch Wohlhabende leisten. Und einer siechen oder gar toten Gastronomie kann der Fiskus nicht mehr in die Tasche greifen. 

 
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