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Kommentar
Demonstrationen gegen rechts: Das Land wacht auf
Nach dem Treffen von Rechtsextremen mit Politikern der AfD und CDU formiert sich eine breite Protestwelle gegen rechts. Wird die „schweigende Mehrheit“ jetzt laut?
Protest gegen rechts.jpeg       -  In Köln demonstrierten am Dienstagabend 30.000 Menschen gegen rechts.
Foto: Oliver Berg, dpa | In Köln demonstrierten am Dienstagabend 30.000 Menschen gegen rechts.
Holger Sabinsky-Wolf
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:23 Uhr

Hört man AfD-Politikern aufmerksam zu, hätte man es schon längst wissen können: Die Partei ist in weiten Teilen rechtsextrem. So schätzt es auch der Verfassungsschutz ein. Dennoch blieb es lange still im Land. Möglicherweise waren große Teile der Bevölkerung mit Corona, sich selbst und den vielen anderen Herausforderungen dieser Zeit beschäftigt. 

Zehntausende demonstrieren gegen rechts in ganz Deutschland

Doch jetzt ist etwas ins Rollen gekommen. Seit Tagen demonstrieren Zehntausende in ganz Deutschland gegen rechts. In Köln kamen am Dienstagabend trotz eisiger Kälte 30.000 Menschen. Weiter ging es in Essen, Rostock, Leipzig, Bremen. Am Freitag in Hamburg, Jena, Bielefeld, Kiel, Bochum und Rosenheim. Am Sonntag erwarten die Initiatoren in München mehr als 30.000 Demonstranten gegen rechts. In Augsburg gab es schon am vergangenen Wochenende eine große Demo und eine Brandrede gegen die AfD von CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber. 

Bekannte Künstler wie Udo Lindenberg und Schauspieler Matthias Brandt zeigten Flagge; und viele Fußballklubs. Der Trainer des SC Freiburg, Christian Streich, warnte, es sei fünf vor zwölf. Sein Leipziger Kollege Marco Rose mahnte: „Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man gegen Dummheit und Rechtsextremismus in jeder Form aufsteht.“ 

Die Enthüllungen über das Rechtsextremen-Treffen haben eine Schockwirkung

Auslöser des Umschwungs scheinen die Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November, an dem AfD-Politiker und einzelne Mitglieder der CDU und der ultrakonservativen Werteunion teilgenommen hatten. Dass dort über „Remigration“, also letztlich die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte, gesprochen wurde, hat offenbar bei vielen Menschen in Deutschland eine Schockwirkung gehabt. Viele denken unwillkürlich an Freunde, Kollegen oder Nachbarn, die betroffen sein könnten. Nicht zuletzt erinnern derlei Pläne an die Nazis, die europäische Juden nach Madagaskar deportieren wollten. Das rüttelt dann doch viele auf. 

Die "schweigende Mehrheit" erhebt jetzt ihre Stimme

Der bekannte Soziologe Armin Nassehi meint, viele der Demonstranten gegen rechts hätten schon lange auf einen Anlass gewartet, um ein Zeichen gegen die AfD zu setzen. Die „schweigende Mehrheit“, die im Grunde genommen zufrieden ist und sich deshalb für gewöhnlich nicht äußert, erhebt jetzt anscheinend ihre Stimme.

 
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