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Kino
Gewinnt sie den Streit um den "Keinohrhasen"? Autorin Anika Decker im Porträt
Sie ist die Pointen-Königin, die Frau hinter Til Schweigers größten Kinohits – deshalb kämpft die Drehbuchautorin Anika Decker jetzt vor Gericht um gerechte Bezahlung.
Fotocall zur Comedyserie 'Intimate'.jpeg       -  Die Drehbuchautorin Anika Decker klagt auf eine höhere Beteiligung an Schweigers Kinohits. Die Gerichtsentscheidung ist jetzt auf den 27. September verschoben worden.
Foto: Carsten Koall, dpa | Die Drehbuchautorin Anika Decker klagt auf eine höhere Beteiligung an Schweigers Kinohits. Die Gerichtsentscheidung ist jetzt auf den 27. September verschoben worden.
Veronika Lintner
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:29 Uhr

Es gibt Eltern, die verpflichten ihre Kinder zum Dienst an der Blockflöte oder schleppen sie in die Oper. Alles für die Inspiration – alles für die Katz'? Manchmal genügt es, einen Fernseher im Kinderzimmer zu parken. So wie im Fall der Anika Decker: Als ihr großer Bruder aus dem Elternhaus zog, erbte die kleine Schwester seinen Fernseher. "Dass man sonntagmorgens aufwachen und Fernsehen gucken kann, finde ich immer noch unglaublich", sagt die 48-Jährige heute. 

Was wurde aus dem Kind? Das Pointen-Kraftwerk der deutschen Filmindustrie, eine Humor-Eigenmarke in der Liga von Bully Herbig oder Helmut Dietl. Til Schweigers Kinoknaller "Keinohrhasen" (2007) und "Zweiohrküken" (2009) hatte Decker mit ihren Drehbüchern zum Erfolg geschrieben. Wegen dieses Erfolgs legt sich Decker jetzt mit dem Giganten Warner Brothers und Schweigers Produktionsfirma an. Sie klagt um gerechte Bezahlung: "Ich fühle eine Verantwortung für alle Filmschaffenden."

Anika Decker konnte mit einer getexteten Sexszene Til Schweiger überzeugen

Decker kam 1975 zur Welt. Kind einer "Lehrerdynastie". Die nächstgelegene Stadt schien ihr wie die große Welt – es war Marburg. Aber als Studentin in München jobbte sie im Film- und Kreativgewerbe, entwickelte früh den Instinkt für das Menschliche und den Slapstick unter dem Showglitter. Sie dachte sich Spiele für das Überwachungs-TV "Big Brother" aus, schrieb eine Sexkolumne für ein Skateboard-Magazin. Mit einer getexteten Sexszene konnte sie Til Schweiger überzeugen, es ging da um ahnungslose Männer bei einer Oralsex-Nachhilfestunde, das gefiel dem Filmstar. Schweiger engagierte Decker als Autorin für "Keinohrhasen". Aus dem Buch wurde ein Kinokassensprenger, einer der fünfzehn erfolgreichsten deutschen Filme. 

Erst spät fiel bei Decker der Groschen: "Früher dachte ich, ich verdiene nicht mal den Stuhl, auf dem ich sitze." So hatte sie in Kauf genommen, dass ihr Schweiger 50.000 Euro zahlte – für den Millionen-Euro-Hit. Deshalb klagt Decker nach dem Fairnessparagraf 32a im Urheberrechtsgesetz um eine Nachzahlung.

Für eine Nachzahlung zieht Anika Decker vor Gericht

Vielleicht war es der Schicksalsschlag, der sie 2010 traf, der sie zum Umdenken brachte? Blutvergiftung. Nierenversagen. Koma. Eine harte Zäsur in ihrem Leben, auf die das Comeback folgte: In diesem "Machobusiness" drehte Decker fortan ihre eigenen Filme, Hits wie "Rubbeldiekatz", "Traumfrauen". Sie sagt: "Ich habe acht Tage Koma überlebt. Euch überlebe ich auch!" Der Kampf um den "Keinohrhasen" geht weiter.

 
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