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Rom
Wie Giorgia Melonis Trennung in Italien zum Politikum wurde
Ein Fernsehsender veröffentlicht sexistische Aussagen des Partners von Italiens Premierministerin Meloni. Sie gibt ihm den Laufpass – und es gibt Koalitionskrach.
Italienische Ministerpräsidentin Meloni und Partner getrennt.jpeg       -  Aus und vorbei: Giorgia Meloni und ihr bisheriger Partner Andrea Giambruno.
Foto: Alessandro Bremec, dpa | Aus und vorbei: Giorgia Meloni und ihr bisheriger Partner Andrea Giambruno.
Julius Müller-Meiningen
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:09 Uhr

Andere würden in so einer Situation von der Bildfläche verschwinden, aber nicht Andrea Giambruno. Der verlassene bisherige Lebensgefährte von Italiens Premierministerin Giorgia Meloni tauchte auch Tage nach seinen peinlichen und öffentlich gewordenen Einlassungen in den sozialen Medien auf. Zuletzt sah man ein Foto des 42-Jährigen mit neuem Kurzhaarschnitt beim Friseur.

Wer weiß, ob der Fernsehjournalist überhaupt ahnt, was er da angerichtet hat. „Mediaset verliert 151 Millionen Euro in zwei Tagen an der Börse“, schrieb die Zeitung La Repubblica am Donnerstag. Mediaset ist der Medienkonzern im Besitz der Familie Berlusconi, die auch die Hand über der Regierungspartei Forza Italia hat, dem Koalitionspartner von Giorgia Melonis Fratelli d'Italia. Jener Konzern ist der Schauplatz einer inzwischen auch politischen Affäre.

Tonaufnahmen bringen Andrea Giambruno in Not

24 Stunden nach Veröffentlichung der Audiomitschnitte, in denen Giambruno Kolleginnen anbaggert, sexistische Sprüche macht („Darf ich an meinen Sack fassen, wenn ich mit dir spreche?“) und Mitarbeit im Gegenzug für Gruppensex anbietet, zog die Ministerpräsidentin die Reißleine und trennte sich öffentlichkeitswirksam auf der Kurznachrichtenplattform X von ihrem Lebensgefährten und dem Vater ihrer Tochter. Nun aber gibt es einen Koalitionskrach, der an die Stabilität der Regierung Meloni und Europas drittgrößter Volkswirtschaft rührt.

Giambruno war als Nachrichtenmoderator beim Mediaset-Sender Rete 4 aktiv (und darf dort auch in Zukunft in der Redaktion weiterarbeiten). Veröffentlicht hat die aufgezeichneten Peinlichkeiten eine Satire-Sendung von Canale 5, ebenfalls zu Mediaset gehörend. Da horcht im Hause Berlusconi also nicht nur ein Sender den anderen aus. Die Familie Berlusconi, die den Koalitionspartner Forza Italia finanziert, ist als Mediaset-Eigentümerin nun auch indirekt für die Schwierigkeiten Melonis verantwortlich. Will da jemand der Regierungschefin schaden, die ein Jahr nach Amtsantritt noch immer auf einem Umfragehoch surft, während die Koalitionspartner große Mühe haben?

Welche Rolle spielt die Familie von Silvio Berlusconi?

Mediaset-Chef Piersilvio Berlusconi soll sich bei Meloni entschuldigt haben, er habe nichts von der Veröffentlichung gewusst. Am Mittwoch ergriff auch Marina Berlusconi, Chefin der Familienholding, das Wort. „Ich schätze Giorgia Meloni sehr“, beeilte sich Silvio Berlusconis Erstgeborene zu schmeicheln. Die Ministerpräsidentin sei „fähig, kohärent, konkret. Ich schätze sie politisch und als Frau, vor allem in diesen Tagen“, behauptete die 57-Jährige. 

Politiker der Meloni-Partei schlagen nun Einladungen in Mediaset-Sendungen aus. Im Ministerrat sollen Anliegen von Forza Italia infolge der Affäre bewusst übergangen werden. In der Forza Italia wiederum schiebt man Meloni selbst einen Teil der Verantwortung zu, schließlich unterstelle sie Mediaset und den Berlusconis eine Kampagne. Melonis Reaktion habe den Börsenkurs von Mediaset einbrechen lassen. 

Profitiert am Ende vor allem Giorgia Meloni?

Dabei äußert sich die Regierungschefin kaum zur Affäre, sie sieht sich von Feinden umzingelt. Als „incazzata“ beschreibt ihr Umfeld sie – als „stinksauer“. „Die Bosheit gegen uns, die Methoden, die benutzt werden, um uns zu schwächen, haben ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht“, behauptete Meloni bei einer Parteifeier am Sonntag, zu der sie sich nur per Video zuschalten ließ. Von zu Hause, bei ihrer siebenjährigen Tochter, als vorbildliche Mutter. 

Wer wird von der Affäre letztlich profitieren? Vielleicht doch Meloni. Das Bild von der alleinerziehenden, betrogenen Premierministerin hat Sympathie-Potenzial.

 
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