Das Abenteuer von Eike Schmidt in Florenz ist noch nicht vorbei. Der deutsche Kunsthistoriker mit italienischem Pass war am Wochenende in Florenz zur Bürgermeisterwahl angetreten und erreichte mit 33 Prozent der Stimmen ein historisch gutes Ergebnis. Weil allerdings die Konkurrenz noch besser abschnitt, muss der 56-Jährige aus Freiburg im Breisgau in zwei Wochen in die Stichwahl. Herausforderin Sara Funaro vom Partito Democratico kam auf 43 Prozent der Stimmen. In zwei Wochen, am 23. und 24. Juni, kommt es nun zur Stichwahl.
Schmidt, zwischen 2015 und 2023 Museumsdirektor der Uffizien, war mit einer eigenen Bürgerliste angetreten und wurde von den Parteien der Rechts-Koalition von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni unterstützt. "Ich bin zufrieden", sagte Schmidt am Montagabend nach Bekanntwerden des Ergebnisses. "Wir haben mit über 30 Prozent das von uns gesetzte Ziel erreicht." Traditionell ist Florenz (360.000 Einwohner) eine Hochburg der Linken in Italien, die fast immer in der Nachkriegszeit den Bürgermeister stellte. 2019 erreichte der Kandidat der Rechten 25 Prozent der Stimmen.
Eike Schmidt hat seit Kurzem auch die italienische Staatsbürgerschaft
Nun ist in Florenz vom "ribaltone" die Rede, von der möglichen "Wende". Schmidt, der ein politischer Quereinsteiger ist, sich aber als Museumsdirektor in Florenz immer wieder in die Kommunalpolitik einmischte, zeigte sich optimistisch im Hinblick auf die Stichwahl. "Es ist absolut möglich, das Spiel ist völlig offen. Die beiden kommenden Wochen werden sehr spannend", sagte der Freiburger, der mit einer Italienerin verheiratet ist und seit vergangenem Jahr auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt. In anderen toskanischen Städten wie Pistoia oder Arezzo sei es in der Vergangenheit gelungen, solche Abstände noch aufzuholen.
Schmidts Bürgerliste kam aus dem Stand auf knapp zehn Prozent der Stimmen. Die Tatsache, dass ihn die Parteien der Rechtskoalition von Giorgia Meloni mit deren Fratelli d'Italia und der rechtsnationalen Lega unterstützten, schlachtete die Konkurrenz im Wahlkampf aus. Schmidt sei der "Kandidat der Neofaschisten und der Rassenhasser", behauptete Konkurrentin Funaro. Schmidt, der sich eigentlich als Liberaler und moderater Konservativer sieht, verteidigte Meloni für ihre pragmatische Politik. Melonis aus dem Neofaschismus hervorgegangene Partei Fratelli d'Italia schnitt bei der EU-Wahl in Italien mit rund 29 Prozent der Stimmen besonders gut ab.
Die Sicherheitslage war Thema im Wahlkampf
Im Wahlkampf ging es um lokalpolitische Fragen wie Sicherheit und Kriminalität, Verkehr oder Maßnahmen gegen den ausufernden Tourismus in Florenz. Als Leiter der Uffizien-Galerie hatte Schmidt von sich Reden gemacht, weil er etwa eigenhändig Sicherheitspersonal für die Gemäldesammlung engagiert und damit gegen Taschendiebe und Schwarzmarkthändler vorgegangen war.
Sicherheit war auch das Hauptthema im Wahlkampf. Schmidt versprach etwa, die Drogenszene im Stadtpark Le Cascine zu bekämpfen und das Areal in einen "Central Park" von Florenz zu verwandeln. "Es gibt in Florenz ein großes Problem mit der öffentlichen Sicherheit", sagte Schmidt im Wahlkampf. Seit Jahresbeginn ist der Deutsche Direktor des Capodimonte-Museums in Neapel. Für den Wahlkampf in Florenz hat sich Schmidt dort beurlauben lassen.