zurück
Augsburg
Passen Union und FDP überhaupt noch zusammen, Herr Hagen?
Das Klima zwischen den einstigen Wunschpartnern ist vergiftet. Bayerns FDP-Chef Martin Hagen warnt vor Feindseligkeiten – und attestiert CSU-Chef Markus Söder ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Martin Hagen.jpeg       -  Martin Hagen führt die FDP als Spitzenkandidat in die bayerische Landtagswahl.
Foto: Uwe Lein, dpa | Martin Hagen führt die FDP als Spitzenkandidat in die bayerische Landtagswahl.
Michael Stifter
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:26 Uhr

Aus Ihrer Partei wurde in den vergangenen Tagen hart gegen die Union geschossen. Der baden-württembergische FDP-Chef Michael Theurer hat der Union sogar Lügen und eine Vernichtungskampagne gegen die Liberalen vorgeworfen. Warum ist das Verhältnis zwischen Union und FDP so zerrüttet?

Martin Hagen: Es ist normal, dass zwischen Regierung und Opposition manchmal die Emotionen hochkochen. Man sollte politische Bündnisse nicht romantisieren, aber eben auch nicht die Brücken zu möglichen Partnern einreißen. Das gilt insbesondere für Union und FDP. CDU und CSU sind für uns einerseits Rivalen, mit denen wir um bürgerliche Wähler konkurrieren, aber gleichzeitig sind und bleiben es eben auch potenzielle Koalitionspartner, mit denen wir größere inhaltliche Schnittmengen haben als beispielsweise mit den Grünen. Deshalb kann ich nur raten, nicht in Feindseligkeiten zu verfallen. Schwarz-Gelb muss immer eine Option bleiben.

Der Vorwurf aus Ihren Reihen lautet ja auch, dass die Union von der FDP Dinge einfordert, die sie selbst in der Regierung nicht gemacht hat. Nervt Sie das auch?

Hagen: Ob das von CDU und CSU besonders glaubwürdig ist, müssen letztlich die Wählerinnen und Wähler entscheiden. Die Union hat 16 Jahre lang Probleme aufgehäuft, die jetzt die Ampel lösen muss – zum Beispiel in den Bereichen der Energieversorgung, der Bundeswehr oder der Migration. Das ist Merkels Vermächtnis. Wir gehen diese Baustellen nun an. 

Wie erklären Sie sich, dass Markus Söder in Bayern offenbar gar nicht auf die Idee kommt, mit der FDP zu koalieren, obwohl er doch seine grüne Phase offenbar hinter sich hat?

Hagen: Weil wir sicher nicht so pflegeleicht wären wie die Freien Wähler, die ja keinen politischen Gestaltungsanspruch haben. Wir wollen Aiwanger, Piazolo & Co. ablösen und gerade in der Wirtschafts- und Bildungspolitik neue Impulse setzen. Dass ein Ministerpräsident offiziell die Fortsetzung der bisherigen Regierung anstrebt, ist logisch. Sonst müsste er ja eingestehen, dass es nicht optimal läuft. Aber Söders Aussagen haben ohnehin eine geringe Halbwertszeit. Er wechselt ja oft seine Position und ich prophezeie jetzt schon, dass er in einem halben Jahr wieder Bäume umarmt, weil er insgeheim auf die Kanzlerkandidatur 2025 schielt – mit den Grünen als Koalitionspartner im Bund.

Wenn man sieht, wie breitbeinig die FDP in der Ampel als kleinster Partner teilweise auftritt, wirkt das vielleicht auch nicht besonders attraktiv auf einen möglichen Koalitionspartner.

Hagen: Wir wollen ja nicht für andere Parteien attraktiv sein, sondern Gutes für die Bürger bewirken. Deshalb verhindern wir Unfug, wo es nötig ist, und treiben sinnvolle Projekte wie die Planungsbeschleunigung voran. Liberale werden als Korrektiv und Antreiber gebraucht. Auch in Bayern übrigens.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bundeswehr
CDU
CSU
CSU-Vorsitzende
FDP
FDP-Parteivorsitzende
Freie Wähler
Gefahren
Markus Söder
Michael Theurer
Schwarz-Gelb
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen