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Augsburg
Das große Palaver: Die Talkshow wird 50
Vor 50 Jahren sahen die Deutschen ihre erste Talkshow. Eine kleine Geschichte des Laberns vor laufender Kamera.
38204080.jpg       -  Dietmar Schönherr mit Romy Schneider in 'Je später der Abend'.
Foto: Horst Ossinger, dpa | Dietmar Schönherr mit Romy Schneider in "Je später der Abend".
Michael Stifter
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:48 Uhr

Am Anfang dürfen alle rauchen, später nur noch Helmut Schmidt. Gäste tragen Anzug und Krawatte, das Publikum auch. Und der Moderator? Also bitte, was für eine Frage. Die Geschichte der Talkshow ist auch eine kleine Geschichte der deutschen Gesellschaft. Recht steif geht es zu, als Dietmar Schönherr (ja, der aus der "Raumpatrouille Orion") am 18. März 1973, also vor genau 50 Jahren, erstmals im deutschen Fernsehen dieses neumodische Format anmoderiert, das natürlich mal wieder aus Amerika hinübergeschwappt ist.

Er verbraucht dafür ungewöhnlich viele erklärende Worte, denn die Deutschen fragen sich misstrauisch, was um alles in der Welt es bringen soll, wenn Menschen im Fernsehen nicht singen, tanzen, Fußball spielen oder schauspielern, sondern einfach nur quatschen. 

Der erste Talkgast war Franz Xaver Kroetz

Der erste Gast in der Sendung "Je später der Abend" ist ein junger Autor namens Franz Xaver Kroetz, der später als "Baby Schimmerlos" in Kir Royal zur Kultfigur werden sollte. Aber das kann ja keiner ahnen. Die Plauderei vor laufender Kamera wird jedenfalls schon bald fester Bestandteil des Fernsehprogramms. 

Talker wie Joachim Fuchsberger oder Alfred Biolek werden Publikumslieblinge. Krawallig und provokant geht es erst später zu. In den 90ern tanzen schräge Studiogäste aus dem vermeintlich normalen Leben einen nachmittäglichen Niveau-Limbo – assistiert von Moderatorinnen und Moderatoren, die möglichst viel Irrsinn aus den Menschen herauszukitzeln versuchen. 

Und das große Politik-Palaver breitet sich vom Sonntagabend auf die ganze Woche aus. Inzwischen wird nahezu täglich herumgelanzt, gemaischbergert oder geillnert, wenn man denn, Achtung Kalauer, gewillt ist. Und manchmal wünscht man sich heimlich Dietmar Schönherr zurück, der uns erklärt, was das eigentlich alles bringen soll. 

 
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