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Energie
Die Gasspeicher sind schon zu über 85 Prozent voll
Deutschland hat sein Ziel für Oktober bereits in diesem Sommer erreicht. Ein Grund sind Einsparungen, zum Teil ist das Gas aber wohl auch einfach durch Öl und andere Energieträger ersetzt worden.
Wirtschaftsminister Aiwanger besucht Gasspeicher.jpeg       -  Beim Füllstand der Gasspeicher sieht es in diesem Jahr gut aus.
Foto: Uwe Lein. dpa | Beim Füllstand der Gasspeicher sieht es in diesem Jahr gut aus.
Michael Kerler, Stefan Lange, Jakob Stadler
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:01 Uhr

Kann Deutschland im Winter noch mit Gas versorgt werden? Das war die beherrschende Sorge im vergangenen Jahr. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den Gashahn abgedreht, in Baden-Württemberg riet Ministerpräsident Winfried Kretschmann, sich besser nur mit Waschlappen zu waschen. Dieses Jahr sieht es ungleich besser aus: "Die Gasspeicher weisen derzeit einen Füllstand von 86,03 Prozent auf", berichtet die Bundesnetzagentur. "Damit ist das gesetzliche Speicherziel von 85 Prozent zum 1. Oktober bereits erreicht worden." Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wertet es als großen Erfolg, wie Deutschland seine Gasversorgung umgestellt hat. "Putin hat sich komplett verrechnet", sagte der Grünen-Politiker unserer Redaktion. "Dass sein Plan nicht aufgegangen ist, dass wir uns anders versorgen und neue Verträge machen konnten, dass wir schneller unabhängig wurden als gedacht, das war eine starke Gemeinschaftsleistung." Doch vollkommene Entwarnung gibt die Bundesnetzagentur noch nicht. 

Der hohe Füllstand der Gasspeicher liegt nach Angaben der Bundesnetzagentur auch am derzeit selbst für die Sommermonate sehr niedrigen Gasverbrauch: Er habe in den letzten Wochen "immer etwa 20 Prozent unter dem Mittel der Vorjahre" gelegen. Die Einsparung geht auf ein Bündel an Gründen zurück. "Eine mildere Witterung, die schwächere Konjunktur, der Wechsel auf andere Energieträger wie Öl und Kohle und im noch geringen Umfang auch Wärmepumpen sowie allgemeine Einsparungen kommen hier zum Tragen", sagt Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft.

Industrie hat zum Teil Gas durch andere Brennstoffe ersetzt

Die Privathaushalte haben dabei mit rund zehn Prozent weniger eingespart als Industrie, Gewerbe, Kraftwerke und große öffentliche Einrichtungen, berichtet der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs. "Ein Aspekt dürfte sein, dass einzelne Großverbraucher zur Absicherung der Versorgung und vor dem Hintergrund der Preisentwicklung auf alternative Brennstoffe umgestellt haben", so der Branchenverband. Manche Unternehmen besitzen zum Beispiel Brenner, die sowohl mit Erdgas als auch mit Heizöl betrieben werden können. Deutschland verbraucht damit vielleicht weniger Gas, dafür mehr andere Energieträger. 

Günstig für den aktuell hohen Speicherstand war zudem die gute Ausgangslage. Durch die Einsparungen und den milden Winter waren die Erdgasspeicher im Frühjahr recht gut gefüllt. Zum Ende der Heizsaison 2022/2023 lag der Füllstand noch immer bei rund 63 Prozent.

Das meiste Gas kommt inzwischen aus Norwegen

Kam vor dem Ukraine-Krieg noch das meiste Erdgas aus Russland, hat sich dieses Bild komplett gewandelt. "Norwegen ist seit dem russischen Lieferstopp zum Hauptlieferanten Deutschlands für Erdgas geworden", berichtet die Bundesnetzagentur. 

Darüber hinaus bekomme Deutschland wesentliche Mengen aus Belgien und den Niederlanden. Es handelt sich hauptsächlich um Flüssiggas, das an den Häfen ankommt und über Pipelines nach Deutschland fließt. 

Klaus Müller, Bundesnetzagentur: Versorgungslage kann sich auch wieder verschärfen

Eine Gasmangellage im kommenden Winter könne dennoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, warnt die Behörde. "Kalte Temperaturen, Probleme in Nachbarländern oder auch zu niedrige Einsparungen könnten die Versorgungslage wieder verschärfen", sagte Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller unserer Redaktion. Die Gasmenge in den Speichern reicht grob geschätzt für zwei Wintermonate. 

Mittelfristig will Deutschland fossiles Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetzen. Eine neue Wasserstoffstrategie der Bundesregierung macht hier Tempo. 

 
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