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Quito
Sohn des "Bananen-Königs" wird jüngster Präsident in Ecuador
Der Unternehmer Daniel Noboa soll Ecuador stabilisieren. Politische Erfahrung hat der 35-jährige neue Präsident das krisengeschüttelten Landes allerdings kaum.
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Foto: Rodrigo Abd, dpa | Der 35-jährige Daniel Noboa hat die Präsidentschaftswahl in Ecuador gewonnen.
Sandra Weiss
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:14 Uhr

Im krisengeschüttelten Andenland Ecuador übernimmt ein erst 35-jähriger Unternehmer die Zügel. Daniel Noboa erhielt bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag 52 Prozent der Stimmen und siegte damit knapp vor der linken Bewerberin Luisa Gonzalez. Diese galt als Zögling von Ex-Präsident Rafael Correa und war Hoffnungsträgerin der linken lateinamerikanischen Bewegung, die zuletzt in Kolumbien, Brasilien und Honduras ihre Rückkehr an die Macht feierte. In Ecuador gelang dies nicht. 

Noboa und Gonzalez hatten sich vor allem auf die Jungwählerinnen und -wähler konzentriert, die in Ecuador sonst als eher unpolitisch gelten. Der Wahlsieger, der sich als politischer Außenseiter präsentierte und ein eher moderates Programm vertrat, wurde dabei von seiner 25-jährigen Frau, einer Ernährungs-Influencerin unterstützt. Noboa ist Sohn eines der reichsten Unternehmer des Landes: Alvaro Noboa, der fünfmal selbst versucht hatte, Präsident zu werden. Er trägt im Volksmund den Beinamen „Bananen-König“, denn die Familie begründete ihren Reichtum auf dem Export von Bananen. 

Noboa junior studierte in den USA und schlug zunächst eine Unternehmerkarriere ein. Danach kümmerte er sich um die Logistik des Familienimperiums. Die Noboas repräsentieren die liberale, globalisierte Unternehmerelite des Tieflandes, deren ideologische Vorstellungen krass abweichen vom eher indigen und kollektivistisch geprägten Hochland und dem Amazonas-Tiefland, wo soziale Harmonie und ökologisches Wirtschaften mehr zählen als Gewinnstreben.

Schlagzeilen machte Daniel Noboa mit einer Reise nach Russland

Noboas Vorgänger Guillermo Lasso – ebenfalls ein Wirtschaftsliberaler – ist an diesen Konflikten, an Korruptionsskandalen und seiner Unfähigkeit zum politischen Dialog gescheitert. Er wurde durch ein Misstrauensvotum seines Amtes enthoben. Noboa wird nun dessen Mandat bis Mai 2025 zu Ende führen und versuchen, das Land zu stabilisieren und einen neuen, gesellschaftlichen Konsens zu schmieden. 

Beobachter haben Zweifel, ob der politisch unerfahrene Ökonom dazu in der Lage ist. Seine Partei stellt nur 13 Abgeordnete im Kongress. Deshalb will Noboa die Legislative, wenn möglich, umschiffen und seine Reformen plebiszitär absegnen lassen – was die Sorgen vor einem populistischen Abdriften des Landes schürt. In die Kritik war Noboa vergangenes Jahr geraten, als er mit anderen Parlamentariern nach Russland reiste, um Geschäftsmöglichkeiten auszuloten.

Größtes Problem ist die Gewalt in Ecuador

Die Vorschläge des neuen Präsidenten bleiben bislang schwammig. Manchmal versprach er, die Zentralbankreserven zu erhöhen, dann wieder erklärte er, er wolle sie für Sozialprogramme ausgeben. Mehr Transparenz soll die Korruption eindämmen. Dringendstes Problem der Bevölkerung ist die ausufernde Gewalt, hinter der Revierkämpfe der kolumbianischen und mexikanischen Drogenmafia stecken. Im Wahlkampf wurde ein Präsidentschaftskandidat erschossen, der den Kartellen den Kampf angesagt hatte. Noboa hat versprochen, die Sicherheitskräfte technologisch aufzurüsten und vor allem in Gefängnissen und den Häfen hart durchzugreifen. Beides sind Orte, die derzeit unter Kontrolle der Organisierten Kriminalität stehen.

Ein weiteres heißes Eisen ist die Wirtschafts- und Umweltpolitik. Ecuadors Elite setzt weiterhin auf die Exportwirtschaft, den Bergbau, das Erdöl und den Export von Blumen und Garnelen. Im August hatten sich allerdings 60 Prozent der Ecuadorianer dafür ausgesprochen, das Erdöl in einem Naturschutzgebiet im Regenwald im Boden zu lassen. Für die Erdöl- und Bergbaukonzerne wäre dies ein herber Rückschlag. Sie werden versuchen, die Umsetzung zu boykottieren – und Noboa genau wie seinen Vorgänger Lasso unter Druck zu setzen, das Referendum zu missachten.

 
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