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Sanaa
Angriffe im Roten Meer: Wer sind die Huthi-Rebellen?
Der Angriff Israels auf den Gazastreifen wirkt sich auf andere Kriegsschauplätze auf der Arabischen Halbinsel aus. Wer sind die Huthi-Rebellen? Und was fordern sie?
Endlich Waffenruhe im Jemen       -  Seit 2014 beherrschen die Huthi weite Teile des Jemens. Ihr Ziel ist es, den Staat Israel auszulöschen.
Foto: Hani Mohammed, dpa (Archivbild) | Seit 2014 beherrschen die Huthi weite Teile des Jemens. Ihr Ziel ist es, den Staat Israel auszulöschen.
Rosaria Kilian
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:26 Uhr

Anfang Januar attackieren Kampfschiffe und Flugzeuge der USA und Großbritanniens im Roten Meer Stellungen von Huthi-Rebellen. Damit reagieren sie auf Angriffe der Miliz auf Handelsschiffe im Roten Meer. Die wichtigsten Fragen zu den Huthi und die Bedeutung der Angriffe im Nahost-Konflikt im Überblick:

Wer sind die Huthi?

Die Huthi-Rebellen sind eine Gruppierung im Jemen, die in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals militärische Aufstände gegen die Regierung in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gestartet hat. Im Jahr 2014 besetzten sie Sanaa und vertrieben den damaligen Präsidenten. Im Jemen, dem Staat im Süden der Arabischen Halbinsel, herrscht seitdem Bürgerkrieg. Heute dominieren die Rebellen weite Teile des Landes, insbesondere im Norden des Landes. Der Name leitet sich vom verstorbenen Rebellenführer Hussein Badreddin al-Huthi ab. Sie selbst nennen sich "Ansar Allah", also "Unterstützer Gottes".

Schätzungen aus dem Jahr 2019 gehen davon aus, dass die Huthi über etwa 180.000 bis 200.000 bewaffnete Kämpfer verfügen. Die Huthi-Kämpfer besitzen ein breites Waffenarsenal. Als Teil des sogenannten "Achse des Widerstands" gegen Israel haben sie Zugang zu Panzern und technischen Fahrzeugen sowie zu Panzerabwehr-Lenkraketen, ballistischen Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern. Das Militärbündnis wurde im Rahmen des Nahost-Konflikts im Iran gegründet.

Warum greifen die Huthi-Rebellen Schiffe an?

Bei Protesten und Aufständen skandieren die Huthi: "Allah ist groß! Tod den USA! Tod Israel! Verdammt seien die Juden! Sieg dem Islam!" Im Konflikt in Gaza solidarisieren sich die Huthi mit der Terrororganisation Hamas. Iran, einer der wichtigsten Verbündeten der Rebellen-Miliz, hat die Auslöschung des Staates Israel als Ziel erklärt; die Hisbollah bombardiert Israel aus dem Libanon heraus. Seit Israel den Gazastreifen angreift, haben die Attacken der Huthi auf Handelsschiffe im Roten Meer deutlich zugenommen.

Mit den Attacken im Roten Meer versuchen die Huthi-Rebellen nicht nur Spannungen gegenüber Israel und dem Westen zu schüren. Sie wollen auch ihre eigene innenpolitische Agenda vorantreiben. Ihr Ziel ist es, die Kontrolle über den gesamten Jemen zu erlangen und so auch internationale Anerkennung zu gewinnen. Durch ihre Angriffe erzeugen sie gezielten Druck, um ihre Ziele zu erreichen.

Wer unterstützt die Huthi-Rebellen?

Die Huthi-Rebellen erhalten Unterstützung vom Iran und der Hisbollah im Libanon. Die Huthi sind schiitischen Glaubens. Im Iran leben auch mehrheitlich Schiiten. Gemeinsam kämpfen sie gegen ein sunnitisches Militärbündnis, das von Saudi-Arabien angeführt wird.

Seit den 1990er-Jahren hat Teheran seine Beziehungen in der Region intensiviert und das Bündnis "Achse des Widerstands" gegründet. Trotzdem bestreitet der Iran, die Huthi-Rebellen finanziell oder mit Waffen zu unterstützen. Die US-Regierung hat den Iran bereits als federführend in den Angriffen auf Schiffe im Roten Meer bezeichnet, und auch Großbritannien und Israel werfen dem Iran eine Beteiligung vor. Die streitet der Iran aber nach wie vor ab. Ein direktes Eingreifen sei nicht im Interesse des Irans, sagt Mareike Transfeld vom Yemen Policy Center laut der Deutschen Presseagentur. "Es ist ja Strategie des Irans, durch seine Partner in der Region zu agieren, unter anderem eben die Huthis."

Was bedeutet der Konflikt für den Nahen Osten?

„Die regionale Sicherheitslage im gesamten Nahen Osten ist ausgesprochen instabil“, sagte Stephan Stetter, Nahost-Experte an der Universität der Bundeswehr in München, gegenüber unserer Redaktion. Dass die Huthi nun von US-Militär bombardiert werden, befeuert das Narrativ der Rebellen, Opfer einer Verschwörung zwischen Israel, den USA und Saudi-Arabien zu sein. 

Das soll andere Gruppen und Staaten in der Region mobilisieren. Der Oman befürchtet, dass sich der Krieg in Gaza auf die Region ausweiten könnte. Das Außenministerium in der Hauptstadt Maskat sprach von Reaktionen auf die "anhaltende israelische Aggression gegen die besetzten palästinensischen Gebiete". Vieles werde davon abhängen, wie sich der Iran positioniert. Bisher nutzt das Land seine verbündeten Terror-Gruppen – wie eben die Huthi – für Attacken gegen Israel und seine Verbündeten.

Was bedeuten die Attacken für Deutschland?

Die Europäische Union prüft derzeit, in welcher Weise man helfen könne, die Lage zu stabilisieren. Militärisch beteiligt sich Deutschland aktuell aber nicht an den Angriffen des Westens auf die Huthi-Stellungen.

Welche wirtschaftlichen Folgen haben die Angriffe für Europa?

Zwölf Prozent des Welthandels werden nach Angaben der Internationalen Schifffahrtskammer über das Rote Meer abgewickelt. Die Folgen machen sich in Deutschland bemerkbar: Seit der Westen aktiv in den Konflikt eingestiegen ist, steigen die Ölpreise. Bereits jetzt unterbricht Tesla in seinem Werk in Grünheide bei Berlin die Produktion weitgehend, weil wichtige Teile fehlen. 

Das Rote Meer ist eine wichtige Wasserstraße von Asien nach Europa. Große Reedereien müssen jetzt gravierende Umwege um das Kap der Guten Hoffnung in Kauf nehmen, erklärt Julian Hinz. Hinz ist der Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik am Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW). Das IfW hat errechnet, dass sich nach den Angriffen die Zahl der transportierten Container halbiert hat. (mit dpa)

 
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