Generalmajor Chris Donahue war der letzte, der in den riesigen Flieger stieg. Auf dem Kopf ein Helm, in der Hand seine Waffe, die Armeestiefel auf die Rampe der Boeing C-17 gesetzt. Ein Nachtsichtgerät taucht das Foto, das ein Kollege von ihm aufnimmt, in ein grell-grünes Licht. Donahue postet es auf Twitter. Ein historisches Zeugnis. Ein historisches Datum. Es war der 30. August 2021. Wochen voller Chaos lagen nicht nur hinter ihm, sondern hinter dem gesamten Land, dem er da nach diesen schier endlosen Schlachten gerade den Rücken kehrte. Die US-Armee zog ihre Soldaten ab aus Afghanistan, ihr folgten alle anderen westlichen Verbündeten. Kein Blitzkrieg, sondern ein Blitzabzug. Die Taliban hatten die Macht übernommen, heuer, zwei Jahre später, soll der 31. August zum ersten Mal ein Feiertag im ganzen Land, von Kandahar bis Masar-i-Sharif, sein. Dabei ist den meisten Beobachtern so gar nicht zum Feiern zumute, wenn sie in Richtung Hindukusch blicken. 20 Jahre hat der Westen versucht, aus der bergigen Region ein stabiles Land zu formen. Die Bilanz heute ist – wohlwollend formuliert – durchwachsen.
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