1. Christian Herfert, Grenzebach Maschinenbau: Wir haben an unserem Standort in Hamlar etwa 600 Beschäftigte. Gleichzeitig brauchen wir aber 30 Beauftragte für alle möglichen Vorgaben. Das heißt, sehr gut qualifizierte Leute sind während eines Teils ihrer Arbeitszeit mit Dingen beschäftigt, die für das Unternehmen keinen wirtschaftlichen Wert generieren. Zusätzlich müssen sie sich dafür fortbilden, ihre Arbeit dokumentieren und eventuell kommen für eine Auditierung für mehrere Tage auch noch externe Prüfer ins Haus – das frisst alles unglaublich viel Zeit.
Bei vielen neuen Regeln, der Großteil davon aus Brüssel, fehlt das Verständnis für die praktischen Folgen, die sie mit sich bringen. Ein Beispiel: Wenn wir früher ein Teil für eine Maschine von einem guten Zulieferer zu einem attraktiven Preis aus dem außereuropäischen Ausland gekauft haben, ist das nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nicht mehr möglich, wenn der Lieferant nicht die entsprechenden Nachweise bringen kann oder will. Dann müssen wir das gleiche Teil vielleicht in Europa von einem Wettbewerber zum doppelten Preis kaufen. Unsere Kunden auf dem Weltmarkt sind deswegen aber nicht bereit, mehr zu bezahlen. Sie zahlen auch nicht mehr, wenn bei uns die Löhne steigen oder die Energiekosten so hoch sind. Deswegen verlagern viele Unternehmen Aktivitäten ins Ausland.
Wir brauchen mehr Pragmatismus und müssen konkreter werden beim Bürokratieabbau. Die Praxis muss stärker gehört werden. Die Länder, der Bund und Brüssel müssen sich dieselbe Frage stellen: Was muss ich tun, damit Unternehmen sagen, ich bleibe hier und vergrößere hier mein Geschäft? Dazu gehört auch, dass wir schneller werden. Wer heute ein Forschungsprojekt aufsetzen und dafür Fördermittel beantragen will, braucht in der Regel einen Vorlauf von über einem Jahr, um alles vorzubereiten und alle Nachweise für die Genehmigung zu bekommen. Läuft das Projekt drei Jahre, hat die Firma in über vier Jahren eine neue Technologie entwickelt. Das können wir uns nicht mehr erlauben, die Technologiezyklen sind deutlich kürzer geworden. Wir brauchen mehr Mut und Vertrauen bei der Innovationsförderung!
2. Ingo Hamm, Wirtschaftspsychologe: Die Arbeitswelt vollzieht einen radikalen Wandel und stellt Unternehmen sowie Arbeitnehmer gleichermaßen vor bedeutende Herausforderungen. Warum ist das so? Und wichtiger noch, wie können wir die Lust am Arbeiten wiederentdecken? Die Antwort auf diese Frage liegt in einem scheinbar simplen Konzept: der intrinsischen Motivation, die Freude am eigenen Wirken, die Begeisterung für das, was man tut, weil man es gut kann und deswegen gerne tut. Leistungslust bedeutet, dass Arbeit nicht als „lästige Pflicht“ empfunden wird, sondern als Gelegenheit, etwas zu bewirken, zu gestalten, Spuren zu hinterlassen. In wirklich jedem Menschen liegt der natürliche Wunsch, etwas mit dem eigenen Tun zu bewirken. Das ist der psychologische Sinn der sogenannten Selbstwirksamkeit, das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen und gewünschte Ergebnisse zu erzielen.
Doch wie kann eine solche Kultur praktisch geschaffen werden? Unternehmen sollten ein Arbeitsumfeld gestalten, das Kreativität und Produktivität fördert, nicht nur Ort, sondern Gelegenheiten bietet, die Talente, Neigungen und Kompetenzen einzusetzen. Dabei ist es Führungsaufgabe, dieses Umfeld zu schaffen, den Mitarbeitenden den Rücken frei zu halten und sich intensiv mit den Fähigkeiten und stillen Wünschen der Mitarbeitenden zu beschäftigen. Führungsaufgabe ist nicht nur Management, sondern „People Leadership“, das Interesse an Mitarbeitenden – als Menschen, nicht als Ressourcen.
Die aktuellen Diskussionen wie etwa die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich berühren zwar wichtige Aspekte, erscheinen jedoch oft fern der breiten Realität. Eine am Boden verwurzelte Perspektive, die das handfeste Tun im Hier und Jetzt betont, bietet vor allem viel mehr psychologische Erfüllung als nahezu Modelle einer arbeitsfreien Zukunft.
Es gilt, Arbeit zu gestalten, die nicht nur effizient, sondern auch erfüllend ist. Es geht um Psychologie, nicht um Ökonomie. Unternehmen, die diese Prinzipien in ihrer Unternehmenskultur verankern, werden attraktiver für qualifizierte Mitarbeiter, innovativer und wettbewerbsfähiger.
3. Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall: Gerade blicken viele Menschen in Deutschland unsicher in die Zukunft. Wer nicht genau weiß, was auf einen zukommt, kauft kein neues Sofa, keinen neuen Fernseher, zahlt kein Elektroauto an oder modernisiert seine Heizung nicht. Viele halten ihr Geld zusammen. Brot, Butter und Co. sind gegenüber 2020 um 34 Prozent teurer geworden. Das sind keine guten Nachrichten für die deutsche Wirtschaft und ihre Beschäftigten.
Der private Konsum macht einen erheblichen Teil des Wirtschaftswachstums aus. Er ist das wichtigste Standbein der deutschen Wirtschaft, noch vor dem Export. Die wichtigen Wirtschaftsinstitute machen deutlich: Der private Verbrauch, getragen von höheren Löhnen, wird wesentlich zu einer wirtschaftlichen Erholung beitragen. Damit Deutschland wieder an Kraft gewinnt, kommt es eben gerade auf den privaten Konsum an.
Wir kämpfen als IG Metall aktuell in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie für höhere Löhne, besonders für junge Menschen. Wir fordern 7,0 Prozent mehr Geld und 170 Euro mehr für Auszubildende. Das stärkt die Kaufkraft der Beschäftigten und stützt mit mehr Nachfrage die Konjunktur. In der Metall- und Elektroindustrie arbeiten 3,9 Millionen Beschäftigte. Mehr Geld für sie kann einen echten Impuls für die deutsche Wirtschaft bedeuten.
Leider ist aber auch die Tarifpolitik nicht allmächtig. Wenn Deutschland wieder wirtschaftlich auf die Beine kommen soll, ist die Politik gefordert. Jetzt sind beherzte Investitionen gefragt. In Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung, Bahn und Brücken! Jetzt braucht es Unterstützung bei den Energiekosten für Unternehmen, die viel Strom verbrauchen und beim Hochlauf von Elektromobilität.
Damit sichern wir Unternehmen und Arbeitsplätze. So schaffen wir gemeinsam einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft.
4. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung: Deutschland hat hervorragende Voraussetzungen, um die großen Transformationen und Krisen unserer Zeit zu bewältigen. Diese Aussage mag bei manchem heftigen Widerspruch hervorrufen. Die größte Hürde ist jedoch der überbordende Pessimismus, mit dem viele in Wirtschaft und Gesellschaft auf sich selbst und unser Land schauen. Es mag gute Gründe für Skepsis geben, es gibt jedoch deutlich bessere für Optimismus.
Klimawandel, digitale Revolution, geopolitische Konflikte und soziale Polarisierung – all diese Phänomene sind global und lassen nicht alleine lösen. Deutschland hat jedoch im Vergleich zu anderen Ländern drei große Stärken, die es ermöglichen, seiner globalen Verantwortung gerecht zu werden und seine eigenen Bürgerinnen und Bürger zu schützen.
Die erste Stärke ist der starke Rechtsstaat und die exzellenten staatlichen Institutionen. Zwar mag die Bürokratie überbordend erscheinen, doch nicht die Institutionen sind das Problem, sondern deren Missbrauch durch einige wenige. Die drei diesjährigen Nobelpreisträger in Ökonomie belegen, wie entscheidend ein starker Rechtsstaat und gute Institutionen für Demokratie und wirtschaftlichem Wohlstand sind. Auch wenn Deutschlands Demokratie manche Risse zeigt, ist sie robuster und anpassungsfähiger als die vieler anderer Länder – nicht zuletzt, weil wir aus unserer Geschichte gelernt haben.
Die zweite Stärke ist Deutschlands Wirtschaftsmodell, das auf Offenheit und globaler Kooperation basiert, sowie eine Wirtschaftsstruktur, die auf mittelständischen Familienunternehmen fußt. Diese denken und agieren langfristig. Dadurch mag die deutsche Wirtschaft in Krisenzeiten stärker leiden als andere, aber langfristig bildet es die Grundlage für unseren wirtschaftlichen Wohlstand. Es macht die Wirtschaft anpassungsfähig, um globale Chancen zu nutzen und Krisen gut abwehren zu können. Die Corona-Pandemie hat so manche Schwächen offenbart, aber die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und die enge Kooperation mit staatlichen Institutionen, wie beispielsweise beim Kurzarbeitergeld, haben Deutschland besser durch diese Krise geleitet als viele andere.
Die dritte Stärke ist die Solidarität, die zentraler Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft ist. Der deutsche Sozialstaat braucht Reformen, um effizienter zu werden. Doch Gesellschaften, die Solidarität, Gemeinschaft und den Schutz von Menschenrechten hochhalten, können große Transformationen und Krisen deutlich besser bewältigen als autokratische Regime oder Demokratien ohne einen starken Sozialstaat.
Die Fähigkeit, große Herausforderungen zu bewältigen, hängt entscheidend von gesundem Selbstvertrauen ab. Deutschland gehört zu den wohlhabendsten Ländern in der Welt und hat in den vergangenen 80 Jahren immer wieder riesige Transformationen und Krisen erfolgreich bewältigt. Wir sollten uns wieder mehr auf unsere Stärken fokussieren und diese mobilisieren. Dann gibt es die besten Gründe für Optimismus.
5. Christian Böttger, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin: Die Krise der Bahn in Deutschland hat die gleichen Ursachen wie die des Landes: In den guten Jahren wurden Krisensignale ignoriert und Reformen verschleppt. Über Jahre haben alle Parteien große Ankündigungen gemacht, aber kein Geld bereitgestellt. Stattdessen wurde Geld für, kurzfristig populäre, unsinnige Maßnahmen ausgegeben. Hektische Lenkbewegungen verursachen hohe Kosten.
Die Infrastruktur ist der zentrale Baustein der Eisenbahn. Seit zwei Jahrzehnten wird sie nicht ausreichend finanziert ist überaltert, vor allem aber durch Nachfragewachstum überlastet. Hinzu kommen Managementprobleme. So sind die Streckensperrungen wegen fehlender Stellwerker, die oft fehlende Fahrgastinformation bei Störungen und die fehlenden Abnahmeprüfer, die Bauarbeiten verlängern, die Folge von Planungsfehlern.
Zur kurzfristigen Stabilisierung des Betriebes sind einige Maßnahmen denkbar. Vor allem muss die Zahl der Regionalzüge in den überlasteten Knoten reduziert werden. Fallweise kann auch die Begrenzung der Fahrradmitnahme und die Harmonisierung der Geschwindigkeit helfen. Mehr Geld kann kurzfristig kaum verbaut werden, wichtig ist eine stetige, verlässliche Mittelbereitstellung. Daneben sollten die betrieblichen Regelwerke entschlackt werden, die heute strenger sind als die Regeln in Nachbarländern oder die für die Luftfahrt.
Längerfristig muss der Bund als Eigentümer die Bahn besser steuern. Ziele und Ergebnisse sollten, anders als bisher öffentlich transparent gemacht werden. Der Bund muss die Sanierung der Bahn zügig durchsetzen. Dabei ist auch das massive Lobbying des Konzerns gegenüber seinem Eigner zu stoppen. Wenn die Bahn nicht nur stabilisiert werden soll, sondern auch mehr Verkehr bewältigen soll, müssen neue Strecken gebaut werden. Hierfür muss zum einen mehr Geld bereitgestellt werden, zugleich muss der Fachkräftemangel und zunehmender Anwohnerwiderstand adressiert werden.
6. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands: Deutschland steht wie viele andere demokratische Staaten politisch, wirtschaftlich und im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge vor riesigen Herausforderungen. Viele Menschen erfahren in ihrem täglichen Leben zunehmend Unzulänglichkeiten der öffentlichen Infrastruktur und eine nachlassende Leistungsfähigkeit des Gemeinwesens. Sie empfinden dies als Kontroll- oder Steuerungsverlust des Staates und als Bedrohung ihres Wohlstands. Dieses Grundgefühl wird von demokratiezersetzenden Akteuren ausgeschlachtet. Wenn wir dem nicht entgegensteuern, gefährden wir auf Dauer den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in unsere demokratische Grundordnung.
Die deutsche Schuldenbremse, vor mehr als einer Dekade unter dem Eindruck der Finanzkrise eingeführt, wirkt laut internationaler Expertenmeinung inzwischen kontraproduktiv. Sie schränkt die Handlungsfähigkeit von Staat und Gesellschaft zu sehr ein und wird zum Investitions- und Nachfragehemmnis. Auch deutsche Ökonomen erkennen langsam, dass dieses Instrument möglicherweise zu starr ist. Aus der Spartugend ist längst eine Obsession geworden. Die Folge: Wo man auch hinschaut, ob Schienen, Brücken, Schulen oder Krankenhäuser – der Investitionsstau im Bereich der Daseinsvorsorge ist gigantisch.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Probleme für seinen Bereich schon vor längerer Zeit erkannt und benannt. Um die Modernisierung der veralteten Kliniklandschaft zu finanzieren, beschreitet er aber einen Irrweg: Er will die Beitragszahlenden der Gesetzlichen Krankenversicherung zwingen, den Transformationsfonds zum Umbau der Kliniken zur Hälfte zu bezahlen. Dabei ist die Finanzierung der Klinik-Infrastruktur ganz klar Aufgabe von Bund und Ländern. Es geht um 50 Milliarden Euro – also eine beitragssatzrelevante Größenordnung. Auch bei der Finanzierung der Gesundheitsversorgung von Bürgergeld-Beziehenden steht der Staat in der Pflicht. Hier stehen die Beitragszahler schon seit Jahren für eine staatliche Aufgabe gerade.
Einerseits kommen also Bund und Länder ihrer Finanzierungsverantwortung nicht nach. Andererseits werden Versicherte und Arbeitgeber gezwungen, die Einhaltung der Schuldenbremse mit höheren Beiträgen zu finanzieren. Das Ergebnis dieser Politik sind riesige Verschiebungen zu Lasten der Sozialversicherung.
Was wir jetzt brauchen: eine Modernisierung der Schuldenbremse für Investitionen in die Zukunft, aber auch den effizienten Einsatz der vorhandenen Mittel.
Denn wie schnell sind Milliarden ausgegeben, ohne dass wirklich etwas passiert. Warnendes Beispiel: Nach aktueller Schätzerkreis-Prognose werden 2025 voraussichtlich rund 70 Milliarden Euro mehr an Beitragsgeldern ins Gesundheitssystem gepumpt als noch zu Beginn der Legislatur 2021, ohne, dass Versicherte dadurch große Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung erlebt hätten!
7. Ferdinand Dudenhöffer, Automobil- und Verkehrsexperte: Damit unsere Autohersteller wieder an Fahrt gewinnen, müssen sich die verantwortlichen Manager zunächst verdeutlichen, dass sie keine rein deutschen, sondern weltweit agierende Unternehmen leiten. Den Fahrzeugkonzernen sollte daher vor allem eines klar sein: Für sie kommt es nicht vorrangig darauf an, Deutschland zu retten, sondern sich insgesamt stabil und langfristig global aufzustellen. Wenn ihnen das gelingt, sichern sie auch Werke und Arbeitsplätze in Deutschland ab. Dann kann unsere Autoindustrie ihre seit Jahrzehnten bestehende internationale Stärke bewahren.
Dafür müssen die Auto-Riesen aber eines berücksichtigen: Die Zukunft der Branche liegt in China. Dort stehen die größten Batteriezellen-Standorte für die E-Mobilität. Dort wird das autonome Fahren schon mit Robotertaxis vorangetrieben. Und dort wird viel Energie in die Digitalisierung von Autos gesteckt. Chinesische Elektroautos mit Zöllen zu belegen, bringt uns deshalb nicht weiter. Die Lehre aus all diesen Erkenntnissen lautet demnach: Wir können nicht in München, Stuttgart, Ingolstadt oder Wolfsburg Autos für den so zentralen chinesischen Markt entwickeln. Die größten Entwicklungszentren der deutschen Produzenten sollten folglich in China angesiedelt sein.
Damit unsere Autokonzerne wieder zu Kräften kommen, müssen die Politiker überdies aufhören, wie wild durch die Gegend zu springen und sie müssen davon Abstand nehmen, wie Ende 2023 durch das überraschende Ende der Prämie für E-Autos für Verunsicherung zu sorgen. Die E-Mobilität muss vielmehr verlässlich langfristig gefördert werden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass das auf EU-Ebene beschlossene Aus für Verbrenner-Autos ab 2035 nicht aufgeweicht wird. Damit der derzeit stockende Wandel zur E-Mobilität wieder an Schwung gewinnt, muss Deutschland zudem Bedingungen schaffen, sodass ausreichend günstiger Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. Das reicht aber nicht.
Die neuen digitalen E-Autos müssen zudem immer wieder mit Daten aufgetankt werden. Hier bringt uns ein zu restriktiver Datenschutz wie in Deutschland nicht weiter. Und wenn die deutsche Industrie und somit auch die Autoindustrie wirklich grün und wieder erfolgreicher werden will, brauchen wir ausreichend grünen Wasserstoff, insbesondere für klimafreundlich betriebene Lkw-Flotten und zur Erzeugung von Stahl.
Kurzum: Unsere Autoindustrie kann nur dann wieder an alte Erfolge anknüpfen, wenn sie mit Unterstützung der Politik langfristig Ziele konsequent verfolgt und die Chancen des chinesischen Marktes voll für sich nutzt.
8. Domenico Cipolla, Geschäftsführer des Startups Xentral: Ich bin kein Freund davon, immer zuerst nach dem Staat zu rufen, damit der dann alles löst. Aus meiner Perspektive muss die Bundesregierung aber die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Dazu zählt der Ausbau der Infrastruktur, klare Regeln zu Datenschutz und Bildung an Schulen und Unis. Außerdem muss es einfacher werden, Talente aus dem Ausland zu holen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Der Rest passiert in der Privatwirtschaft. Ich glaube, es gibt keine bessere Brutstätte für Innovation, Digitalisierung und Unternehmertum als ein erfolgreiches Start-up. Nehmen Sie Zalando: Die Anzahl der Mitarbeiter, die nach ihrer Zeit bei Zalando selber erfolgreiche Firmen gegründet und unterstützt haben, geht in die Hunderte. Sie hatten die Kompetenz, die Erfahrung, das Netzwerk, aber eben auch die Finanzmittel. Dafür braucht es Vorbilder. Auch ich habe bei anderen Gründern gesehen: Wow, das funktioniert, die bewegen was, bauen was auf. Das inspiriert einen. Auf dem Weg gibt es immer wieder Probleme. Die Finanzierung ist schwierig. Man ist oft angewiesen auf Kapitalgeber aus dem Ausland. Die Investitionsfreude ist in Deutschland nicht so groß.
Es gibt zwei Bereiche, in denen der Staat unterstützen könnte. Zum einen merke ich bei der Finanzierung immer wieder, dass wir in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern stark hinterherhinken. Wir haben oft nicht die Mittel, um spannende Ideen ausreichend zu finanzieren. Zum anderen sind die Beteiligungsstrukturen für Mitarbeiter oft unattraktiv. Diese müssten so angepasst werden, dass erwirtschaftete Mittel den Gründern und Mitarbeitern zur Re-Investition verstärkt zur Verfügung stehen und nicht viel zu früh im Steuertopf des öffentlichen Haushalts landen.