Tschechien will den Verkauf und den Ausschank von Energydrinks an Kinder unter 15 Jahren verbieten. Die liberalkonservative Regierung brachte einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg. Es gehe darum, die Gesundheit der Kinder vor den unerwünschten Auswirkungen verschiedener Aufputschmittel zu schützen, erläuterte Landwirtschaftsminister Marek Vyborny. Der christdemokratische Politiker ist für Lebensmittelsicherheit zuständig.
Die beiden Parlamentskammern in Prag müssen der Vorlage noch zustimmen. Dort verfügt die Koalition über klare Mehrheiten. Vorgesehen ist ein generelles Verkaufsverbot für Energydrinks in Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Kinderheimen. Energiegetränke erfreuen sich in Tschechien seit Jahren großer Beliebtheit und werden intensiv vermarktet. Sie enthalten oft große Mengen an Zucker und Koffein.
Branchenverband kritisiert Pläne
Der tschechische Verband der Hersteller nichtalkoholischer Getränke kritisierte die Entscheidung. Dessen Präsident Michal Dyttert sprach von einer „unsinnigen Einschränkung der unternehmerischen Freiheit”, die in der Praxis auch ein Verbot des Verkaufs an Getränkeautomaten bedeuten würde. Statt auf Restriktionen solle man auf Aufklärung setzen.
Ähnliche Verbote mit unterschiedlichen Altersgrenzen gibt es bisher unter anderem in Polen, den baltischen Ländern sowie in Schweden und Norwegen. In Deutschland unterliegt der Verkauf von Energydrinks keinen Altersbeschränkungen.
Die Konsumentenorganisation Foodwatch mit Sitz in Berlin forderte in einer Reaktion auf die tschechischen Pläne: „Die Bundesregierung muss Kinder endlich effektiv vor den süßen Aufputschmitteln schützen und den Verkauf von Energydrinks an Minderjährige stoppen.” Eine handelsübliche Halbliter-Dose enthalte demnach mehr Koffein, als ein 50 Kilo schwerer Jugendlicher maximal an einem Tag zu sich nehmen sollte.
Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages stellte in einem Sachstand vom Juni 2024 fest, dass der Konsum von Energydrinks weltweit zunehme. Hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen verwies er auf eine Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2019: „Im Ergebnis sah das BfR bei Kindern und Jugendlichen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für Herz und Kreislauf durch den übermäßigen Konsum von Energydrinks.” Eine abschließende Bewertung sei mangels aktueller Daten indes nicht möglich.