Nach neuen schwerwiegenden Anschuldigungen und seiner dritten Festnahme innerhalb von vier Monaten sitzt der norwegische Prinzessinnensohn Marius Borg Høiby nun in Untersuchungshaft. Die Osloer Amtsrichterin Anne-Lene Åvangen Hødnebø entschied, dass der älteste Sohn der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit (51) vorläufig bis zum kommenden Mittwoch inhaftiert bleibt und ihm dabei ein Brief- und Besuchsverbot auferlegt wird.
Zuvor waren neue Vorwürfe gegen den 27-Jährigen zu zwei mutmaßlichen Sexualdelikten bekanntgeworden - sie stellen die bislang schwerwiegendsten Anschuldigungen gegen ihn dar und können potenziell mehrere Jahre Haft nach sich ziehen. Høiby bestreitet diese Vorwürfe, sein Verteidiger Øyvind Bratlien sprach dazu gar von „katastrophalen Fehleinschätzungen” des Strafverfolgers Andreas Kruszewski. Den Gerichtsbeschluss zu seiner U-Haft akzeptiert Høiby jedoch.
Kruszewski hatte auf einem Haftprüfungstermin hinter verschlossenen Türen darum gebeten, dass Høiby für zwei Wochen in Untersuchungshaft genommen wird. Er begründete dies mit Sorgen, dass Beweismittel beseitigt werden könnten.
Verteidiger erklärt Verzicht auf Berufung
Dem Antrag der Polizei folgte die Richterin nur zum Teil, indem sie eine statt zwei Wochen Untersuchungshaft verhängte. Bratlien wertete dies als Teilerfolg. Eine Woche Untersuchungshaft sei das realistischste gewesen, was man vor Gericht habe erreichen können, teilte er der Nachrichtenagentur NTB und weiteren norwegischen Medien mit. Gegen die Entscheidung des Gerichts werde keine Berufung eingelegt - angesichts der kurzen Dauer der U-Haft habe es wenig Sinn, den Entschluss anzufechten, erläuterte Bratlien.
Marius Borg Høiby ist das älteste der drei Kinder von Mette-Marit. Er stammt aus einer früheren Beziehung der Prinzessin, wuchs aber bei ihr und ihrem Ehemann Kronprinz Haakon (51) auf. Zusammen mit Thronfolger Haakon hat Mette-Marit zwei weitere Kinder, die Erbprinzessin Ingrid Alexandra (20) und den Prinzen Sverre Magnus (18). Høiby gehört zwar zur Königsfamilie, trägt aber keinen Prinzentitel und ist auch kein offizielles Mitglied des norwegischen Königshauses.
Lange Liste an Anschuldigungen
Der 27-Jährige war Anfang August erstmals wegen des Vorwurfs der Körperverletzung und der Sachbeschädigung festgenommen und am Tag darauf wieder freigelassen worden. In einer schriftlichen Stellungnahme räumte er damals ein, unter Alkohol- und Kokaineinfluss gegenüber seiner damaligen Freundin gewalttätig geworden zu sein und Dinge in ihrer Wohnung zerstört zu haben. In dem Text berichtete er auch davon, seit langem gegen psychische Probleme und Drogenmissbrauch zu kämpfen.
Seitdem wurden die Anschuldigungen gegen ihn zunehmend ausgeweitet, unter anderem geht es auch um Misshandlung in engen Beziehungen mit mehreren früheren Partnerinnen.
Am Dienstag gab die Polizei dann bekannt, dass Høiby zum dritten Mal festgenommen wurde und ihm nun unter anderem auch ein Verstoß gegen den Paragrafen 291 vorgeworfen wird, in dem in Norwegen Vergewaltigungsvergehen geregelt sind. Dem Paragrafen zufolge können Verstöße mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.
Bislang keine Anklage
Konkret geht es bei dem Vorwurf um sexuellen Umgang ohne Geschlechtsverkehr mit einer Frau, die nicht in der Lage gewesen sein soll, sich der Handlung zu widersetzen. Strafverfolger Kruszewski gab am Mittwoch zudem bekannt, dass Høiby ein zweites Sexualdelikt dieser Art vorgeworfen werde. Dazu wird nun ebenfalls ermittelt. Es handelt sich dabei bei allen Vorwürfen gegen Høiby um Anschuldigungen – Anklage ist bislang in keinem der Punkte erhoben worden.
Beide Frauen sollen die Vorfälle Medienberichten zufolge nicht selbst angezeigt haben, wollen aber mit der Polizei kooperieren. Die Ermittler sollen sich demnach auf Videomaterial stützen, das sie auf Høibys Handy gefunden haben - es soll die mutmaßlichen Taten zeigen, wie unter anderem der Rundfunksender NRK und die Zeitung „Aftenposten” berichteten. Bratlien sagte dazu dem Sender TV 2, im richtigen Kontext betrachtet zeigten die Videos nichts Strafbares.
Der Fall Marius hat auch die Kronprinzenfamilie bis ins Mark getroffen. Es handle sich um schwerwiegende Vorwürfe, sagte Haakon am Mittwoch vor seiner Rückreise von einem Besuch in Jamaika zu NRK. Auf die Frage, wie die Familie versucht habe, seinem Stiefsohn mit seinen Schwierigkeiten zu helfen, entgegnete der Thronfolger: „Wir als Familie und als Eltern sind natürlich sehr damit beschäftigt gewesen, dass Marius Hilfe bekommt.” Lange hätten sie sich dafür eingesetzt, dass er an einen Ort komme, wo er mehr Hilfe, Rehabilitation und Behandlung erhalte. Dies müsse nun innerhalb der Rahmen geschehen, die der Rechtsapparat setze.