Das war schon mal nichts. „Außer Betrieb” steht auf der einen öffentlichen Toilette in einem Karlsruher Stadtteil, eine weitere im Zentrum schluckt die Münzen, gibt dann aber weder die Tür frei noch das Geld zurück.
Weiter geht’s zu einem öffentlichen Klo in einem Kaufhaus. Wenn man die Zeit hat. Denn hier ist erst ab 9.30 geöffnet, eine alte Dame wartet schon mit ihrer Freundin. Nicht etwa um zu shoppen, sondern um da auf die Toilette zu können. „Es ist nicht immer leicht, ein Klo zu finden, wenn man unterwegs ist”, sagt sie. Es riecht streng, aber sieht einigermaßen sauber aus. 70 Cent und dann nichts wie raus.
Wie viele öffentliche Toiletten es in Deutschland gibt, ist unklar. Es gibt „Toiletten-Finder-Apps”, die weit über 100.000 Standorte verzeichnen. Städte und Kommunen betreiben sie entweder selbst oder lassen sie von externen Firmen betreuen. Auch private Träger gibt es oder Läden und Lokale, die ihre Toiletten gegen ein Entgelt auch Passanten zur Verfügung stellen.
Öffentliche Klos kosten die Städte viel Geld
Auf jeden Fall ist es für die Städte und Gemeinden ein nicht gerade billiger Spaß. Berlin gibt pro Jahr rund 17 Millionen Euro für die von ihr betreuten rund 380 öffentlichen Toilettenanlagen aus. Die restlichen knapp hundert werden von anderen Anbietern betrieben, wie ein Sprecher der zuständigen Senatsverwaltung sagt.
Die Landeshauptstadt Stuttgart kostet es pro Jahr knapp 3,4 Millionen Euro, die über 70 Kloanlagen zu betreuen. Ab 2025 sollen alle für die Benutzer kostenlos sein. Bisher ist das nur für einen Teil der Toiletten der Fall. Freiburg lässt sich seine 13 WC-Anlagen nach den Worten eines Stadtsprechers rund 600.000 Euro im Jahr kosten. Viele Städte klagen über Vandalismus und Verschmutzungen, weit über das übliche Maß hinaus, wie es etwa aus Stuttgart, Freiburg oder auch Karlsruhe heißt.
Gibt es genug öffentliche WCs?
Laut einer Stuttgarter Stadtsprecherin reichen die Klos in der baden-württembergischen Landeshauptstadt aus. „Wir sehen keinen Bedarf an mehr Toiletten”, erläutert sie. Berlin wiederum spricht von durchaus auch unterversorgten Gebieten, etwa im Bereich von Badeseen, Parks und Grünanlagen.
Gerade in ländlicheren Gegenden sei die Versorgung oft unzureichend, ergänzt Matthias Zeisberger vom Verein „Inkontinenz Selbsthilfe”. Meist stünden dort nur zu bestimmten Zeiten geöffnete Toiletten in Geschäften oder öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung. „Es besteht definitiv Handlungsbedarf, insbesondere auf dem Land”, sagt er.
„Es gibt in Deutschland definitiv nicht ausreichend öffentliche Toiletten”, sagt eine Sprecherin von „klo:lektiv”, einem Zusammenschluss von Menschen, die nach eigenen Worten das Thema stärker in öffentliche Debatten einbringen möchten. Das Angebot sei nicht flächendeckend und werde bei knappen Haushalten oft vernachlässigt oder gar vergessen.
Es fehle das Bewusstsein, „dass Toiletten ein absolut essenzieller Bestandteil städtischer Infrastruktur sind”. Im Gegensatz zu anderen öffentlichen Einrichtungen wie beispielsweise Schwimmbädern hätten Toiletten einen schlechten Stand.
Ansätze, das Klo-Angebot zu erweitern
Um Kosten einzusparen und zusätzliche Angebote bereitzustellen, nutzen bundesweit viele Städte und Gemeinden das Konzept der „Netten Toilette”. Es wurde 2002 von einer Agentur in Zusammenarbeit mit der baden-württembergischen Stadt Aalen entwickelt. Rund 300 Kommunen in Deutschland und auch der Schweiz nutzen inzwischen diese Möglichkeit, wie eine Sprecherin des Service-Projektes sagt.
Die Gastronomie stellt dabei Toiletten kostenfrei auch für Nicht-Gäste zur Verfügung. Im Gegenzug beteiligt sich die Stadt an den Kosten. Aalen etwa bezahlt nach Angaben einer Stadtsprecherin monatlich rund 1500 Euro an die 19 teilnehmenden Betriebe. „Im Schnitt können mit den Unterhalts- und Instandhaltungskosten einer öffentlichen Toilette zwölf „Nette Toiletten” finanziert werden”, sagt die Sprecherin der „Nette-Toilette”- Initiative. Meist ist es dort auch sauberer.
Sauberkeit öffentlicher Klos lässt oft zu wünschen übrig
Der Zustand öffentlicher Toiletten ist oft ein Problem. Nicht nur wegen des Ekelfaktors, sondern weil gerade Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Beeinträchtigungen dort einem nicht unerheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind, sagt Zeisberger.
Für Otto-Normalnutzer seien gesundheitliche Gefahren eher zu vernachlässigen, sagt der Rostocker Hygieniker Andreas Podbielski. „Ich will die Toilettensituation wirklich nicht kleinreden, aber die Chance, sich da was zu holen, ist im Zweifelsfall geringer als im Restaurant”, meint er.
Auch eine Geschlechtskrankheit könne man sich kaum dort einfangen. Bei Erregern auf der Klotürklinke empfiehlt Podbielski ebenfalls einen entspannteren Blick: „Sie fassen vielleicht die Türklinke in einer öffentlichen Toilette nicht an, aber irgendeine andere Türklinke wenig später schon. Da wissen Sie ja auch nicht, was da an Keimen drauf ist.”