Die Zahl der Toten nach mehreren Erdrutschen im Südwesten Äthiopiens ist nach Angaben der Vereinten Nationen auf mindestens 257 gestiegen. Man rechne mit bis zu 500 Todesopfern, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA auf der Plattform X mit. Mehr als 15.000 Menschen müssen demnach evakuiert werden.
Am Mittwoch hatte Äthiopiens Regierung noch von 229 Toten gesprochen. Die Suche nach Überlebenden geht weiter. Vier Tage seit dem ersten Erdrutsch am Sonntag stehen Rettungskräfte im Wettlauf mit der Zeit. Sie hoffen auf Überlebende, bergen aber vor allem Tote.
Massen-Begräbnisse in Dörfern
Einwohner hielten Massen-Begräbnisse in mehreren Dörfern der Region ab, wie ein dpa-Reporter vom Ort des Geschehens berichtete. Mitglieder betroffener Familien gruben im Dorf Dale im Bezirk Gofa verzweifelt mit bloßen Händen nach Vermissten. Andere versuchten, mithilfe von Fotos verschollene Angehörige zu finden. Am Montag wurde bei den Bergungsarbeiten auch ein Helfer verschüttet.
Das äthiopische Rote Kreuz sprach von einer „Tragödie”. Tausende von Familien sind demnach betroffen und hätten ihre Häuser verloren. Rettungskräfte versuchten, die Menschen schnellstmöglich mit Nahrungsmitteln, Notunterkünften, Medizin und Hygieneartikeln zu versorgen.
Heftiger Regen als Ursache
UN-Generalsekretär António Guterres teilte mit, er sei von dem Unglück zutiefst betroffen. Der afrikanische Arm der US-Gesundheitsbehörde CDC entsandte ein Notfallteam zur Unterstützung der Rettungsarbeiten vor Ort.
Die Erdrutsche wurden von heftigen Regenfällen ausgelöst. Mit Beginn der Regenzeit im Juli wächst in der hügeligen Region Äthiopiens die Wahrscheinlichkeit von Erdrutschen. Auch die Folgen des Klimawandels treffen das Land am Horn von Afrika - zuletzt war der Regen durch das Wetterphänomen El Niño stärker als üblich ausgefallen. Hinzu kommt, dass in vielen Regionen durch Abholzung Erosionsgefahr droht und ohne die Wurzeln von Bäumen das Erdreich nicht zusammengehalten wird.