Im Verfahren um zigfache Vergewaltigung in Südfrankreich hat Missbrauchsopfer Gisèle Pelicot die Aussagen etlicher Angeklagter scharf kritisiert. „Das ist der Prozess der Feigheit”, sagte Pelicot in ihrer letzten Aussage vor Beginn der Plädoyers. Sie habe Dinge gehört, die inakzeptabel seien, die man nicht zu hören ertrage. Pelicot verwies auf Angeklagte, die angaben, wie fremdgesteuert gewesen zu sein oder selbst womöglich unter Drogen gesetzt worden zu sein.
In dem Mammutverfahren stehen 51 Männer vor Gericht. Der Hauptangeklagte, Pelicots damaliger Ehemann, soll seine Frau fast zehn Jahre lang mit Medikamenten betäubt und missbraucht haben. Auch habe er sie von fremden Männern vergewaltigen lassen, während sie bewusstlos war. Den Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft. Gisèle Pelicot selbst geht davon aus, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein.
„Wir banalisieren Vergewaltigungen.”
„Es ist für mich sehr schwierig, wenn gesagt wird, dass es praktisch eine Banalität ist, Madame Pelicot vergewaltigt zu haben”, sagte Gisèle Pelicot vor Gericht. Sie frage sich, wann die Angeklagten entschieden hätten, das Vorgehen nicht anzuzeigen. Die Gesellschaft sei patriarchal und müsse dies erkennen. „Wir banalisieren Vergewaltigungen”, kritisierte die Anfang-Siebzigjährige.
Am Nachmittag ergriff auch der Ex-Mann von Pelicot ein letztes Mal das Wort. Der Hauptangeklagte sagte, es sei seine Fantasie gewesen, sich eine bewusstlose Frau unterzuordnen. Er habe aus purem Egoismus gehandelt. Die anderen Angeklagten hätten freiwillig bei seinem Vorgehen mitgemacht. „Wenn man dieses Spiel spielt, muss man anerkennen, was man getan hat.” Gleichwohl sagte er, ohne ihn wären die anderen Angeklagten nicht in dem Gerichtssaal.
In dem Prozess, der seit September läuft, beginnen am Mittwoch die Plädoyers der Nebenklage um Gisèle Pelicot. In der kommenden Woche soll die Anklage dann ihre Forderungen vorbringen. Das Urteil in dem Verfahren ist für Mitte Dezember vorgesehen.