Luisa Neubauer zählt neben Greta Thunberg zu den Hauptorganisatorinnen von Fridays for Future. Die 23-jährige Hamburgerin studiert Geografie und engagiert sich seit langem für die Umwelt. Im Interview spricht die 23-Jährige über ihre Motive und wie die Klimaschutz-Bewegung noch erfolgreicher werden will.
Luisa Neubauer: Nicht frustrierter als Anfang 2019. Wir hatten 2019 zwar noch ein Jahr mehr Zeit, aber es gab keine aufgeweckte Gesellschaft, die sich in aller Ernsthaftigkeit dem Thema gestellt hat. Es gab eine winzig kleine Fridays-for-Future-Bewegung, die noch nicht wusste, dass es sie einmal so geben wird, wie es sie heute gibt. Das macht machtlos und frustriert in einer sehr viel undankbareren Weise, als es heute der Fall ist. Heute haben sich die Umstände zwar in einigen Kontexten verschlechtert, gleichzeitig haben wir ein Jahr lang vieles von dem, was lange für unmöglich gehalten wurde, möglich gemacht.
Neubauer: Was in Australien passiert, ist mehr als absurd. Das Land erlebt Feuer, die so noch nie gesehen wurden. Es ist wichtig klarzustellen, dass nicht die Klimakrise Feuer legt. Wissenschaftlich ist aber eindeutig belegt, dass der Klimawandel die Bedingungen schafft, die Australien zu einem riesengroßen Scheiterhaufen werden lassen können. Trotzdem lenkt die partiell Klimakrisen-skeptische Regierung nicht ein und plant nach wie vor das Kohlekraftwerksprojekt der Firma Adani. Dass Siemens als Konzern, der öffentlich immer wieder bekundet, Klimaneutralität bis 2030 anzustreben und seiner Verantwortung in Zeiten der Klimakrise gerecht werden zu wollen, jetzt durch einen Auftrag ein Projekt stützt, das bis 2080 Kohle fördern wird, widerspricht dem in so vielen Dimensionen. Als Konzern, der verstanden hat – oder vorgibt, zu verstehen, was die menschengemachte Klimakrise bedeutet – ist es nicht zu rechtfertigen, an einem Projekt wie der Adani-Mine festzuhalten.
Neubauer: Ja, er hat sich bei mir gemeldet, wir sind zu einem persönlichen Gespräch an diesem Freitag verabredet.
Neubauer: Wo unsere Hoffnung liegt, ist eine andere Frage. Die sehe ich nicht in der Art, wie die Bundesregierung gerade Politik macht und auch nicht so sehr in der Art, wie Deutschland gerade die eigenen Emissionen senkt, dafür sind die Veränderungen hier zu marginal. Was wir sehen ist, dass es möglich ist, Emissionen rascher zu senken als prognostiziert. Aber wissen Sie, die deutschen Klimaziele sind so weit davon entfernt, mit dem Paris-Abkommen kompatibel zu sein. Wenn alle Länder sich verhalten wie Deutschland, dann: Gute Nacht!
Neubauer: Die Rolle von Deutschland international ist als eine der größten Wirtschaftsmächte bekanntermaßen keine kleine. Es gibt wenige Länder, die beweisen können, dass nachhaltiger, gerechter und wohlstandskompatibler Klimaschutz möglich ist. Eines der Länder, das die Ressourcen und Kapazitäten hat, das die Klimakrise anerkennt und sich den Verantwortlichkeiten stellt, kann Deutschland sein. Wenn es das nicht tut, liefert es der Welt eine Ausrede, nicht zu handeln. Das ist eine geopolitische Verantwortung, die gerade massivst auf Deutschlands Schultern liegt.
Neubauer: Ich glaube, viele Menschen erwarten, dass wir müde sind und vielleicht auch resignieren, weil wir so wahnsinnig viel gemacht haben im letzten Jahr und trotzdem so weit hinterherhinken. Aber wir haben ein Jahr lang festgestellt, wie man sich organisiert. Wir haben uns ein Jahr lang darauf vorbereitet und trainieren können, politischen Wandel zu bewirken und das in diesem Jahr besser, schneller, stärker, lauter, vehementer zu machen.
Neubauer: Ich teile diese Interpretation des Wortes auf keine Weise. Fridays-for-Future ist eine strikt gewaltfreie, pazifistische Bewegung.
Neubauer: Freitagsstreiks werden wir weiter betreiben. Gleichzeitig fordern wir von uns selbst das ein, was die Bundesregierung nicht macht: eine ehrliche Reflektion der eigenen Arbeit und der Ergebnisse.