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DÜSSELDORF
NRW-Wahl: „Erfolg der gesamten Union“
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen - CDU       -  Der Spitzenkandidat der CDU, Armin Laschet (rechts), und Nordrhein-Westfalens CDU-Generalsekretär Bodo Löttgen jubelten am Sonntagabend in Düsseldorf.
Foto: Kay Nietfeld, dpa | Der Spitzenkandidat der CDU, Armin Laschet (rechts), und Nordrhein-Westfalens CDU-Generalsekretär Bodo Löttgen jubelten am Sonntagabend in Düsseldorf.
Bernhard Junginger
 |  aktualisiert: 19.05.2017 03:36 Uhr

An eine trostlosere Wahlparty kann ich mich nicht erinnern“, sagt der weißhaarige Genosse mit der SPD-Anstecknadel am Revers seines Wollsakkos. Das Berliner Willy-Brandt-Haus ist kurz nach 18 Uhr proppevoll, doch als die ersten Hochrechnungen über die Großbildleinwände flimmern, verstummen alle Gespräche auf einen Schlag. Die SPD hat das schlechteste Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen aller Zeiten eingefahren – das muss erst einmal verdaut werden. Beklommene Stille. Minutenlang dauert es, bis das in der Bundeszentrale versammelte Parteivolk die Sprache wieder findet. Auch der Senior beginnt sofort, die Schlappe zu analysieren: „Hannelore Kraft ist vom Wähler abgestraft worden, die Gründe dafür liegen in der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen.“ Martin Schulz habe da wenig ausrichten können. Kraft hätte sich rechtzeitig von ihrem Innenminister Ralf Jäger trennen sollen. Dem wird im Zusammenhang mit den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln oder im Fall des späteren Berlin-Attentäters Anis Amri Versagen vorgeworfen.

Nur Sekunden später ist Hannelore Kraft auf der Großbildleinwand zu sehen. Im Willy-Brandt-Haus brandet kurz Applaus auf, als sie die alleinige Verantwortung für das Wahldebakel übernimmt und von ihren Ämtern als nordrhein-westfälische Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD zurücktritt. Die SPD hat ihre Erklärung gefunden: Hannelore Kraft ist schuld. Doch jeder im Raum weiß: Nordrhein-Westfalen ist auch die Heimat des Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Und Schulz, der nun bereits die dritte Wahlschlappe in Folge verantworten muss, tritt kurz darauf auf die Bühne, unter eher mitleidigem Klatschen. „Ein schwerer Tag für die SPD und auch für mich“, sagt Schulz, räumt eine „krachende Niederlage“ ein. Und er dankt Hannelore Kraft dafür, dass sie „in der Niederlage eine Größe an den Tag gelegt hat, vor der ich mich verneige“. Schuldfrage abgehakt, soll das wohl heißen. Doch an einen „Schulz-Effekt“, der automatisch Wahlsiege bringt, glaubt im Willy-Brandt-Haus wohl endgültig keiner mehr. Auch Schulz ist klar, dass er nach dem erlittenen „Leberhaken“ eine neue Strategie braucht: „Wir werden nachdenken, was wir hier in Berlin verändern müssen“.

Als Schulz die Bühne verlässt, strömen Scharen von Genossen mit hängenden Köpfen zum Ausgang.

Ausgelassen feiert dagegen die CDU im Berliner Konrad-Adenauer-Haus den unerwartet deutlichen Wahlsieg von Armin Laschet in Nordrhein-Westfalen, der „Herzkammer der Sozialdemokratie“. Generalsekretär Peter Tauber spricht von einem „Erfolg der gesamten Union“, an dem natürlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel entsprechenden Anteil habe. „Wenn die Union geschlossen kämpft, kann sie viel erreichen“, wiederholt Tauber fast aufs Wort genau seine Analyse des CDU-Siegs in Schleswig-Holstein vor einer Woche. Die Union müsse aber weiter auf ihre eigenen Themen setzen.

Seehofer: Auf dem Teppich bleiben

Aus München mahnt auch CSU-Chef Horst Seehofer die Union, „auf dem Teppich zu bleiben. Der Sieg von Armin Laschet sei eine großartige Leistung. Die „Schulz-Festspiele“ seien nun endgültig vorbei. Dennoch sieht er in der NRW-Wahl keine Vorentscheidung für die Bundestagswahl im Herbst. Bis dahin sei der Weg noch lang.

Jubel herrscht auch bei den Liberalen im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, als die ersten Hochrechnungen mit 12,2 Prozent nicht nur ein Plus von 3,6 Prozent offenbaren, sondern möglicherweise auch das beste Wahlergebnis der FDP aller Zeiten ankündigen. Vor und hinter dem Rednerpult lachende, zufriedene Gesichter, der stellvertretende Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki spricht von einem Meilenstein: „Wir werden alles tun, um aus der guten Stimmung, die uns entgegenschlägt, auch Stimmen für die Bundestagswahl zu machen.“

In der Bundeszentrale der Grünen nehmen Parteimitglieder die ersten Hochrechnungen dagegen schweigend zur Kenntnis. Spitzenkandidat Cem Özdemir kündigt an, aus der Schlappe in Nordrhein-Westfalen Konsequenzen zu ziehen – ohne Einzelheiten zu nennen. Sowohl das gute Abschneiden in Schleswig-Holstein in der Woche zuvor als auch das Ergebnis in NRW enthielten „klare Botschaften“. Im Hinblick auf die Bundestagswahl im September werde der Kurs der Eigenständigkeit ohne Koalitionsaussage beibehalten.

Bei der AfD herrscht verhaltene Freude über den Einzug in den Düsseldorfer Landtag – die Partei hatte auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft. Mit Blick auf erste Hochrechnungen, die seine Partei bei Werten zwischen sieben und acht Prozent sahen, sagt Parteichef Jörg Meuthen: „Wir werden in der Bundestagswahl deutlich stärker sein als in NRW“.

Die Linken müssen um den Einzug in den Landtag zittern – sie liegen in den Hochrechnungen bei fünf Prozent der Stimmen, tendieren dann eher nach unten. Für Parteichef Bernd Riexinger steht dennoch der Stimmenzuwachs im Vordergrund: „Der Balken zeigt nach oben, das gibt uns Rückenwind für die Bundestagswahl.“

 
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