Der britische Schriftsteller Aldous Huxley war kein besonders fröhlicher Mensch. In seinem Roman „Schöne neue Welt“ schildert er eine Zukunftsgesellschaft der totalen Manipulation und Indoktrination. Gleichwohl war der Autor möglicherweise zu optimistisch, als er die Handlung seiner Negativ-Utopie im Jahr 2540 ansiedelte. Donald Trump versucht derzeit alles, um die Fiktion durch die Wirklichkeit zu übertreffen.
Ein Präsident der USA, der das autoritäre Regime in Peking offen zur Einmischung in amerikanische Wahlen auffordert? Der militärisch bedrohte Demokratien zum eigenen Nutzen erpresst? Der einen unbescholtenen Abgeordneten als „Abschaum“ diffamiert und einem durch das Gesetz geschützten Whistleblower indirekt mit der Todesstrafe droht? So etwas hätte man vor ein paar Jahren selbst als Drehbuch einer bitterbösen Polit-Satire für überzogen gehalten.
Doch Donald Trump geht noch weiter: Er versucht, die Wahrheit endgültig durch eine Lüge zu ersetzen. In der Ukraine-Affäre wühlt er zunächst soviel Schlamm auf, dass das Wasser ganz trübe ist. Dann behauptet er, nicht er habe gegen demokratische Grundregeln verstoßen, sondern sein möglicher Herausforderer Joe Biden. Die Vorwürfe sind dünn, es gibt keine Belege. Aber mit millionenschweren Werbeaufwand hämmert Trump die Verleumdung in die Köpfe des zunehmend schwindeligen Publikums. So wird der Milliardär, der seine Steuerunterlagen verbirgt, sein Amt schamlos zur persönlichen Bereicherung benutzt und das Weiße Haus zum Hort des Nepotismus gemacht hat, plötzlich zum mutigen Vorkämpfer gegen die Korruption. Das ist absurd. Das ist infam. Und das ist möglicherweise sogar krankhaft. Wenn es Amerika nicht gelingt, den narzisstischen Autokraten aus dem Amt zu jagen, stehen diesem großartigen Land sehr finstere Zeiten bevor.