Die jährlich neu zusammengestellte, unabhängige 21-köpfige Jury aus Jugendlichen, Medienvertretern und Sprachwissenschaftlern machte es sich nicht leicht: Den ganzen Vormittag lang wurde angeregt diskutiert und analysiert bis das Gremium "Ehrenmann/Ehrenfau" zum Sieger erklärte. Diese Wortschöpfung bedeutet "jemand, der etwas Besonderes für dich tut".
"Entlehnung aus einer früheren Sprachstufe"
Der Juror Dr. Oliver Bach, Literaturwissenschaftler an der Ludwig-Maximilians-Universität München, begründet seine Entscheidung so: "Es ist eine Entlehnung aus einer früheren Sprachstufe und einem anderen gesellschaftlichen Kontext. Die Jugendsprache hat dieses Wort wiederentdeckt und anders als früher ist es nicht mehr auf höhere Gesellschaftsschichten und nicht mehr auf Männer einschränkt." Der 18-jährige Youtuber Fabian Grischkat bringt es auf den Punkt: "'Ehrenmann/Ehrenfrau' ist ohne jede Frage das Jugendwort 2018. Ich freue mich besonders über das Wort, da es in Zeiten von Hass und Hetze ein positives Zeichen setzt. Jeder Mensch, der eine gute Tat vollbringt, darf sich ab heute mit dem offiziellen Jugendwort schmücken!"
Die Wahl blieb spannend bis in die letzten Minuten des zweiten Wahlgangs. Hier mussten die Juroren aus den Top 5 das finale Gewinnerwort ermitteln. In den Top 5 waren auch "Auf dein Nacken", "Ich küss dein Auge", "glukose-haltig" und "Snackosaurus".
Seit Ende August standen bis Dienstagabend in einer Online-Abstimmung 30 Begriffe zur Auswahl, die zeigen sollen, wie Jugendliche heute reden: darunter «Lauch», ein anderes Wort für Trottel, und «Ehrenmann» - jemand, der etwas Besonderes für einen anderen tut.
"Verbuggt" war der Gewinner der Online-Abstimmung
Der Favorit der Teilnehmer war «verbuggt» - für etwas, das voller Fehler ist. «Glucose-haltig», als Synonym für süß, steht auf Platz zwei. 1,5 Millionen Stimmen wurden abgegeben. In Anspielung auf den Rückzug der FDP und ihres Vorsitzenden Christian Lindner aus einer möglichen Koalition mit der CDU und den Grünen nach der Bundestagswahl 2017 stand auch «lindnern» zur Wahl: also lieber etwas gar nicht zu machen als etwas schlecht zu machen.
21-köpfige Jury entscheidet
Welches von den zehn beliebtesten Wörtern letztendlich das «Jugendwort des Jahres» wird, entschied eine 21-köpfige Jury. Sie besteht in diesem Jahr unter anderem aus Journalisten, Bloggern, Schülern und einem Polizeikommissar aus Berlin-Kreuzberg.
2017 gewann der Ausdruck «I bims», ein Synonym für «Ich bin» und «Ich bin's». In der vorangegangen Online-Abstimmung hatte «Geht fit», als Bezeichnung für etwas, das klar geht, an der Spitze gestanden. Seit 2008 wird jährlich ein Jugendwort bestimmt. Dabei wird häufig diskutiert, ob das gewählte Wort wirklich dem Sprachgebrauch von Jugendlichen entspricht. Die Wahl ist eine Werbeaktion des Langenscheidt-Verlags.
Jugendwort des Jahres - Das waren die Top 10
- verbuggt (voller Fehler, falsch gestrickt, Beispiel: Du bist so verbuggt, du nervst!)
- glucose-haltig (süß)
- Ehrenmann/Ehrenfrau (Gentleman, Lady, jemand, der etwas Besonderes für dich tut)
- Lauch (Trottel)
- Auf dein Nacken! (Du zahlst!)
- AF, as fuck (Betonung, wie besonders etwas ist, Beispiel: Die neue Staffel ist sick as fuck!)
- sheeeesh (Wirklich? Echt jetzt? Nicht dein Ernst?!)
- Ich küss dein Auge (Ich hab dich gern oder ein sehr starkes Danke)
- Snackosaurus (verfressener Mensch)
- lindnern (lieber etwas gar nicht machen, als etwas schlecht machen)