
Impfungen gegen das Coronavirus sollen im Eiltempo anlaufen. Jedoch werden Sorgen laut, wie schnell und gerecht dies geschehen kann – und ob die Impfstoffe sicher transportiert werden können.
Die Menge ist offenbar zunächst nicht das Problem. Ab dem geplanten Impfbeginn am 27. Dezember soll es „ein kontinuierliches Aufwachsen der täglichen beziehungsweise wöchentlichen Lieferungen geben“, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Im Januar werde mit drei bis vier Millionen Dosen gerechnet, bis Ende März sollen es insgesamt 11 bis 13 Millionen Dosen sein. „Jede Dose, die Deutschland erreicht, wird unverzüglich zu den Impfzentren zur Impfung weiterverteilt“, sagte ein Sprecher.
Jedoch rechnet die Polizei etwa mit Angriffen auf Corona-Impfstofftransporte. „Leider kann ja nicht ausgeschlossen werden, dass radikalisierte Coronaleugner die Transporte zum Ziel von Attacken machen“, sagte Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, dieser Redaktion. Wendt betonte, die Einsatzkräfte seien darauf vorbereitet. Andere Aufgaben müssten hinter der Bewachung der Impfchargen notfalls zurückstehen. Wenn in den nächsten Tagen der Transport des Corona-Impfstoffs zu den Impfzentren beginnt, ist für die Sicherung in den einzelnen Bundesländern die jeweilige Landespolizei zuständig. Transporte über Grenzen hinweg, auch aus dem Ausland, sichert die Bundespolizei ab.
Bürger über 80 und Pflegepersonal kommen zuerst zum Zug
Laut einer Bundesverordnung sollen Ältere über 80 Jahre, Bewohner und Personal in Pflegeheimen zuerst zum Zug kommen. „Höchste“ Priorität hat daneben auch Gesundheitspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko, etwa in Intensivstationen und Notaufnahmen. Es folgen zwei weitere Gruppen mit „hoher“ und „erhöhter“ Priorität. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sagte dieser Redaktion, es sei richtig, die vulnerablen Gruppen, deren behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie die Pfleger zuerst zu impfen. Lilie fügte hinzu: „70 Prozent der zu pflegenden Menschen werden von Angehörigen zu Hause gepflegt. Diese Menschen müssen wir auch impfen. Das ist ein riesengroßes familiäres Netzwerk, das jeden Tag für die Versorgung der größten Gruppe der Pflegebedürftigen unbemerkt vom Rampenlicht Sorge trägt.“
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wies darauf hin, Betreuer und Bevollmächtigte der 1,7 Millionen demenzkranken Pflegebedürftigen müssten Impfungen rasch zustimmen. 70 Prozent der Heimbewohner seien größtenteils nicht einwilligungsfähig. Anlaufen sollen die Impfungen in mehr als 400 regionalen Impfzentren der Länder. Mobile Impfteams werden in Klinken und Altenheime gehen – wo in Bayern laut einer Erklärung von Ministerpräsident Markus Söder eine 200 Mitarbeiter starke „Corona-Spezialeinheit“ deren Schutz verbessern soll. Erst später sollen Ärzte in Praxen übernehmen. „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Praxen vermutlich im Sommer impfen werden», sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Der zuerst zur Verfügung stehende Impfstoff müsse bei minus 70 Grad gelagert werden, was in Praxen so nicht handhabbar sei. Sobald es einen Impfstoff gebe, der nicht so extrem gekühlt sein müsse, könne es aber direkt losgehen. Vor den Impfungen bleibt die Pandemielage in Deutschland kritisch. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntag bekannt gab, wurden 22 771 neue Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet – gut 2500 mehr als am Sonntag zuvor. Gemeldet wurden zudem 409 neue Todesfälle.