Na, ist denn schon wieder Wahlkampf? Aber ja. Heuer geht's um Bayern. Und ganz anders, als wir das von früher kennen, wird es diesmal richtig spannend. Oder auch nicht. Denn selbst wenn die CSU tatsächlich weniger als 40 Prozent Zustimmung erzielt, wird sie weiter den Ministerpräsidenten stellen. Und vermutlich heißt der auch in einer Koalitionsregierung Markus Söder. Und nicht Ludwig Hartmann von den Grünen. Warum also diese Aufregung? In fast allen deutschen Landen wäre die Regierungspartei froh, wenn sie auf 35 Prozent käme. Aber hier ist eben Bayern.
Und deshalb ist Markus Söder dieser Tage eigens nach Würzburg gereist, um symbolisch ein Großplakat zu enthüllen, das ihn Seite an Seite mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm zeigt. Die 73-Jährige, von manch einem Parteifreund in der CSU schon als Auslaufmodell geschmäht, soll offenbar ein wenig menschliche, gar mütterliche Wärme auf das Bild des Ministerpräsidenten, der bislang eher als kühler Machtpolitiker wahrgenommen wurde, abstrahlen.
Während die CSU nach Wärme sucht, übt sich die Konkurrenz vielfach im Spott. Die frühere unterfränkische Grünen-Abgeordnete Simone Tolle hat auf Facebook die „Badesandalen“ aus dem CSU-Fanartikel-Shop aufs Korn genommen. „Wahlschlappen“ hat sie ihren Post doppeldeutig betitelt.
Ein echter Knaller ist der Song „Mach es direkt“, mit dem die Freie-Wähler-Kandidaten im Stimmkreis Miltenberg, Bernd Schötterl (Landtag) und Thomas Zöller (Bezirkstag) von Direktmandaten träumen. Zur Melodie von „I will survive“, dem Disco-Klassiker von Gloria Gaynor, spielt Zöller Mundharmonika und Saxophon, während Schötterl in Odenwalder Mundart singt: „Nix is uumöchlich. No kee Ängschd vor'm schwarze Moo! Mir doun was mir saache, saache was wir doun, wie's ach künnt. Dodruff könnt Ihr all vertraun, weil des bei uns zwee ach stimmt. Warüm net jetzt unn net direkt? Werd sunscht die Tradition des Wahlausgangs am End befleckt?“ Dazu gibt's Bilder von den Kandidaten – mal im Schlafanzug, mal in der Badehose. Muss man gesehen haben.
In der Kolumne „Herr Czygan wählt“ beobachtet Redakteur Michael Czygan die Wahlkampf-Aktivitäten der Politiker abseits der großen Reden, unter anderem in den sozialen Netzwerken. Kritisch, aber mit Augenzwinkern.