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WÜRZBURG
Facebook-Datenmissbrauch: Auch deutsche Nutzer betroffen?
Mark Zuckerberg       -  Mark Zuckerberg hat sich für den Facebook-Datenskandal entschuldigt. Die Kritik an Facebook hält aber an.
Foto: Kay Nietfeld/dpa | Mark Zuckerberg hat sich für den Facebook-Datenskandal entschuldigt. Die Kritik an Facebook hält aber an.
Laura-Sophie Lang
Laura-Sophie Lang
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:21 Uhr

Im Skandal um den Missbrauch der Daten von Millionen Facebook-Nutzern hat sich Mark Zuckerberg, der Chef des sozialen Netzwerks, dafür entschuldigt. Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte.

Jeder von Datenmissbrauch betroffene Nutzer soll informiert werden

„Das war ein grober Vertrauensbruch und es tut mir sehr leid, dass das passiert ist“, sagte Zuckerberg in einem CNN-Interview. Facebook werde den Schutz der Nutzerdaten stärken und er sei bereit, falls nötig auch vor dem US-Kongress zu dem Datenskandal auszusagen.

Das soziale Netzwerk wolle nun jeden von dem Datenmissbrauch betroffenen Nutzer informieren, sagte Zuckerberg der „New York Times“. „Wir werden das System so anpassen, das so etwas nicht wieder passiert“, versprach er. Die Kontroverse hatte Facebook die heftigste Kritik seit Jahren eingebracht.

Auch Chan-jo Jun, Rechtsanwalt für IT-Recht in Würzburg, sieht Facebook in der Verantwortung. „Letztendlich hat Facebook die Daten einfach weitergegeben“, sagte er. Er sieht aber auch etwas Positives an dem Skandal. „Das Schöne ist, dass jetzt auch anderswo auf der Welt gemerkt wird, wie Facebook mit seinen Nutzerdaten umgeht“, so Jun. Dieses unkontrollierte Weitergeben von Daten könne so nicht weitergehen.

Auch deutsche Facebook-Nutzer von Skandal betroffen?

Bundesjustizministerin Katarina Barley hat ebenfalls auf den Skandal reagiert. Sie lud europäische Manager von Facebook für kommenden Montag ein und sprach von einem „handfesten Skandal“. „Ich verlange Aufklärung darüber, wie es zu diesem Vorgang kommen konnte, ob Nutzerinen und Nutzer deutscher Accounts davon betroffen sind und was Facebook gedenkt zu tun, um die Wiederholung solcher Fälle zu verhindern“, sagte Barley am Donnerstag in Berlin.

Ob deutsche Nutzer auch von dem Skandal betroffen sind, werde sich letztendlich bei der Aufarbeitung des Vorfalls zeigen, so Andreas Sachs vom Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht. „Da jedoch Freundeslisten der Facebook-App Nutzer abgezogen wurden, ist es wahrscheinlich, dass auch deutsche Nutzer betroffen sind“, so Sachs.

Sollte dem so sein, müsse gegen Facebook rechtlich vorgegangen werden, sagte Chan-jo Jun. Facebook habe es erst technisch möglich gemacht, dass eine App geschrieben wurde, die Cambridge Analytica dann nutzte, um sich die Daten der Facebook-Nutzer anzueignen. Die Justiz fiebere deshalb auf den 25. Mai hin. Denn dann trete die neue EU–Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Diese soll ein einheitliches Datenschutzrecht innerhalb der EU garantieren. Facebook könne sich dann „nicht mehr hinter dem Datenschutzrecht in Irland verstecken“, so Jun. Damit könne man dann auch wirksamer gegen das Unternehmen vorgehen.

Man müsse davon ausgehen, dass Daten systematisch ausgewertet werden

Persönliche Daten auf Facebook noch zu schützen, ginge derzeit nicht mehr. Früher habe man noch in den Privatsphäre-Einstellungen festlegen können, wer welche Informationen sieht. Aber der Vorfall habe deutlich gemacht, dass man auch über die Freunde in den sozialen Netzwerken ausspioniert werden könne, sagte Jun. Generell müsse man davon ausgehen, dass viele Informationen des eigenen Facebook-Profils systematisch ausgewertet werden, so das Landesamt für Datenschutzaufsicht. „Der konkrete Sachverhalt hat allerdings deswegen stattgefunden, da Facebook möglicherweise seine eigenen Datensicherheitskontrollen nicht ernst genug umgesetzt hat“, so Sachs.

Gesammelt hatte Cambridge Analytica die Daten, um Einfluss auf die Präsidentschaftswahl in den USA zu nehmen. Dass eine Wahlbeeinflussung auch in Deutschland vorkomme, sei nicht nur denkbar, sondern schon passiert, so Jun. Das hänge es mit dem Grundproblem der zielgerichteten Werbung zusammen. Zwar sei es nicht kategorisch verboten, dass Werbung für Parteien in sozialen Netzwerken stattfindet, so das Landesamt für Datenschutzaufsicht. Doch das Mikrotargeting, also die individuelle Ansprache von Nutzern, sei auch in Deutschland neu gewesen.

Mit Material von dpa

 
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