Für Annegret Kramp-Karrenbauer ist klar: In der Union können auch Muslime ihren Weg machen, wenn sie die gemeinsamen Werte vertreten. Die 57-Jährige ist seit 2018 Vorsitzende der CDU und seit 2019 Bundesverteidigungsministerin. Im kommenden Jahr soll die frühere saarländische Ministerpräsidentin ihre Partei in den Bundestagswahlkampf führen.
Annegret Kramp-Karrenbauer: Es ist schwierig, das von außen zu beurteilen. Aber ich habe mir überlegt, was Franz Josef Strauß wohl dazu gesagt hätte. Ich glaube, er hätte kräftig auf den Tisch geklopft und gepoltert: Mei, wenn der Mann unsere Werte vertritt, dann ist es doch egal, welcher Religion er angehört.
Kramp-Karrenbauer: Natürlich. Wir haben in der CDU viele muslimische Parteimitglieder und auch Abgeordnete – bis hin zu einer Kollegin im Bundesvorstand. Sie alle vertreten ganz selbstverständlich unsere Werte. Bei uns gibt es Christen, Muslime und auch Mitglieder jüdischen Glaubens. Wichtig ist doch allein, dass alle auf dem Wertefundament dieser Partei stehen.
Kramp-Karrenbauer: Ich komme aus der Kommunalpolitik und weiß, dass dort die Persönlichkeit der Kandidaten eine große Rolle spielt. Wenn sich jemand um ein Amt bewirbt, achten die Leute darauf, ob er oder sie im Ort integriert und engagiert ist. Und auch, ob das familiäre Umfeld stimmt. Passt das aber alles, ist die Frage der Religion nach meiner Erfahrung letztlich nicht die entscheidende. In Neufahrn bei Freising wurde ein muslimischer Bürgermeisterkandidat der CSU ja kürzlich mit 100 Prozent der Stimmen nominiert. Das ist ein eindeutiges Ergebnis.
Kramp-Karrenbauer: Jeder, der sich in unserer Partei engagiert und unsere Werte teilt, kann seinen Weg in der Partei machen. Aber im Moment ist das eine sehr theoretische Diskussion. Ich sehe jedenfalls nicht, dass unsere ohnehin andauernde Kandidaten-Debatte in der CDU gerade noch um diese Facette erweitert wurde.
Kramp-Karrenbauer: Markus Söder hat doch vor allem eine Analyse vorgenommen. Und die teile ich – die Zustimmungswerte zur Arbeit der Bundesregierung sind nicht besonders gut. Wir stehen mit Blick auf die nächste Bundestagswahl vor einer ganz besonderen Situation. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wird die Union ohne Angela Merkel, also ohne die Amtsinhaberin, in die Wahl ziehen. Die Frage, wie sich die Union neu aufstellt, ist somit ganz entscheidend.
Kramp-Karrenbauer: Ich habe Markus Söder so verstanden, dass eine Kabinettsumbildung ein Weg sein könnte. Aber es gibt natürlich auch einen anderen Weg: Das Kabinett bleibt, doch wir stellen für die Bundestagswahl Kandidaten auf, die wichtige Zukunfts-Themenfelder vertreten. Das sind unterschiedliche Ansätze, gewiss, aber wir werden uns im Laufe des Jahres auf einen Weg verständigen.
Kramp-Karrenbauer: In der Politik spürt man, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, und dann redet man drüber.
Kramp-Karrenbauer: Ich halte nichts von dieser Art öffentlicher Spekulation und werde mich daran auch nicht beteiligen.
Kramp-Karrenbauer: CDU und CSU sind die Aufstellung des Kabinetts und der Vergabe der Ressortzuschnitte immer gemeinsam angegangen. Warum sollte sich das ändern?
Kramp-Karrenbauer: Deutschland spielt eine Rolle in der Welt, in Europa. Welche und wie sie sich verändert, darüber müssen wir intensiv diskutieren – auch öffentlich unter Einbeziehung der Bürger. Dazu habe ich Vorschläge gemacht, über die nun debattiert wird. Das ist ein Fortschritt. Denn die Frage ist doch: Wie können wir in Europa enger zusammenarbeiten, um mehr internationale Verantwortung zu übernehmen?