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HEIDELBERG
Amokfahrt: Polizei hält bei Lügen dagegen
Heidelberg       -  Einsatzfahrzeuge der Polizei und des Rettungsdienstes in Heidelberg. Foto: R. Priebe
| Einsatzfahrzeuge der Polizei und des Rettungsdienstes in Heidelberg. Foto: R. Priebe
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:24 Uhr

Bereits am Samstag stand fest, dass der mutmaßliche Amokfahrer von Heidelberg, der drei Menschen über den Haufen gefahren hatte, ein 35-jähriger Deutscher ist. Doch der Twitter-Nutzer Luduan und andere ignorierten das und verbreiteten via Kurznachrichtendienst weiter fremdenfeindliche Gerüchte. "Laut Freunden bei der Polizei ist der angeschossene Täter von Heidelberg ein sogenannter Flüchtling", hieß es so und ähnlich auf Twitter.

Die Mannheimer Polizei (sonst in solchen Fällen während der Ermittlung eher zurückhaltend), versuchte auf Twitter gegenzuhalten: "Nö, ist er nicht", schrieb sie ebenfalls auf Twitter. Doch die Wahrheit scherte Luduan einen Dreck: "Vertraue meinen Quellen mehr", schrieb er und behauptete: "Als Normalbürger wird man in Deutschland von offizieller Seite jedenfalls nur noch verarscht." Beweise für seine Behauptung blieb er schuldig.

Das war zynisch - auch vor dem Hintergrund, dass zwei der drei Opfer selbst keine Deutschen sind.

Lügner versuchten, das Geschehen umzudrehen

Die Polizei stand am Samstag einem neuen Phänomen gegenüber: Zeitweise versuchten Lügner im Netz das tragische Geschehen in ihrem Sinn umzudeuten. Ein William Foughty schürte Panik mit dem Tweed: "VIDEO #Anschlag - Muslimische Terrorist rast in #Heidelberg mit Auto in Menschenmenge #islam #Terror #deutschland ". Die Polizei fragte: "wie kommst du darauf?" - und bekam weder Antwort noch Beweis.

Von einigen Nutzern wurden die Beamten beleidigt, andere machten Muslime für die Todesfahrt verantwortlich - die Polizei betonte: "Und nun noch mal für alle: Tatverdächtiger: Deutscher OHNE Migrationshintergrund!"

Trotzdem zweifelten einige auch danach noch den Wahrheitsgehalt der Informationen durch die Polizei an.

Sogar Twitter-Nutzer aus dem holländischen und englischsprachigen Raum beteiligten sich an der Hetze: Unter dem wutverzerrten Gesicht einer älteren Frau behauptete der Nutzer Kareem Lailah: "he's a f......Muslim" . Die Mannheimer Polizei hielt notgedrungen im gleichen Tonfall dagegen: "what the f....are you talking about?" (Etwa: Verdammt, was erzählen Sie da?)

Ein Ludwig Felsenkiefer raunzte die Polizei via Twitter an: "Wie sieht der Täter aus was für Herkunft hat der Täter? Erzählen Sie die ganze Wahrheit oder halten Sie Ihr Maul." Die Polizei antwortete: "Gute Kinderstube vergessen oder nie genossen? Alles zu seiner Zeit, sprich, wenn die Ermittlungen so weit sind." Geduldig widersprachen die Beamten auch immer wieder Behauptung, der Täter sei ein Mann suedländischen Aussehens: "Schauen Sie sich doch die Bilder an."

#heidelberg-Tweets

Von anderen gab es aber auch reichlich Lob für die Arbeit der Beamten vor Ort - und wie beim Amoklauf in München zeigte sich auch hier, wie gut die Polizei, auch in Unterfranken, daran tat, eigene Social-Media-Teams aufzustellen. So konnte sie im Netz gegenhalten und die Deutungshoheit über den Fall zurückgewinnen. „Wir werden uns einzelne Meldungen anschauen und nach ihrem strafbaren Inhalt bewerten“, kündigte der Mannheimer Polizeisprecher Norbert Schätzle am Sonntag an.

 
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