Olaf Heinrich hat ein klares Ziel: Er will die Apotheke ins digitale Zeitalter bringen. Wobei – eigentlich nicht nur die Apotheke, sondern das ganze Gesundheitssystem. Der 49-Jährige ist Chef der deutsch-niederländischen Versandapotheke Doc Morris. Das macht ihn sozusagen zum Feind Nummer eins der gesamten deutschen Apothekerschaft.
Die regt sich über Heinrichs Vision ziemlich auf. Sie befürchtet, dass Versandapotheken – und da ist Doc Morris Marktführer in Europa – ihr das Geschäftsmodell ruinieren. Das liegt aus Sicht der Apotheker vor allem an den Rabatten, die der Onlinehändler seinen deutschen Kunden einräumen darf. Deutsche Apotheker müssen sich bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln an einen festen Preis halten. Ausländische Versandhändler nicht.
Doch der gebürtige Hamburger sieht sich nicht als Apothekenvernichter. Er findet vielmehr, er sei Verbraucherschützer. Viele seiner Kunden seien chronisch krank, sagt Heinrich. Wenn sie beim Medikamente-Einkauf sparen können, sei das nur patientenfreundlich, findet er und wirbt immer wieder offensiv für mehr Preiskampf auf dem Apothekenmarkt. Doch der Versandhandel von Medikamenten ist für Heinrich eben nur der erste Schritt.
Sein langfristiges Vorhaben erklärt der Manager so: Kunden sollen nicht nur ihre Medikamente im Netz bestellen, sie sollen sich dort auch von einem Arzt beraten lassen können, der das Rezept dann an Doc Morris schickt. Um seine Arznei zu bekommen, müsste der Kranke nicht einmal mehr die Wohnung verlassen, sagt Heinrich. Und er hat noch mehr Ideen, plant Gesundheitsapps und einen Apotheken-Automaten.
Der gebürtige Hamburger arbeitet seit 2008 bei dem deutsch-niederländischen Versandhändler und wohnt mit seiner Familie ganz in der Nähe des Firmenstammsitzes in Aachen. Erst war er als Vorstandsmitglied für die Bereiche Logistik und Marketing zuständig. Als dann ein knappes Jahr später Doc-Morris-Gründer Ralf Däinghaus aus dem Unternehmen ausschied, wurde Heinrich neuer Chef und ist es seitdem. Viel Privates ist über ihn nicht bekannt, nur dass er in Berlin und London Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat. Danach arbeitete er für die Otto Group und Karstadt-Quelle, Versandhandel war immer sein Thema.
Olaf Heinrich ist keiner, der provokant auftritt. Selbst wenn er Sätze sagt wie: „Wir glauben an das The-Winner-Takes-It-All-Prinzip“, also das Prinzip, dass am Ende nur ein Sieger vom Platz geht, spricht er fast monoton. Und dennoch ist er einer, der nicht aufgibt.
Gegen Doc Morris laufen immer wieder Gerichtsprozesse. Und Heinrich kämpft sich immer wieder durch.