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Unterm Strich: Von Sünden und Lastern
Von Susanne Wahler-Göbel
 |  aktualisiert: 09.01.2012 20:42 Uhr

O tempora, o mores! Was für Zeiten, was für Sitten, beklagte einst der berühmte Politiker Marcus Tullius Cicero den Verfall der Moral im alten Rom. Heute macht das an gleicher Stelle meistens der Papst. Und dem sind nicht nur die politischen Triebe im modernen Rom ein Dorn im Auge, sondern auch die Sodoms und Gomorrhas sonst wo in der Welt. Ja, es ist ein sündiges Dasein, seit wir aus dem Paradies vertrieben wurden. Keiner hält sich mehr an Gebot und Anstand. Das griechische Wort für Sünde bedeutet so viel wie „ein Ziel verfehlen“. Davon können die Griechen ja ein Lied singen. Deswegen müssen sie jetzt öffentlich Buße tun. Es gibt heutzutage auch so frevelhafte Zeitgenossen wie Umweltsünder und Modesünder. Am Schlimmsten sind jedoch die Verkehrssünder. Die stellen zum Beispiel nicht nur ihr Auto, sondern manchmal sogar alle ihre Laster im Parkverbot ab. Werden sie erwischt, wird es sündhaft teuer. Vor Wochen wurde selbst der Papst angezeigt, weil er in seinem Papamobil nicht angeschnallt war. Die Sache drohte ein Verkehrssündenfall zu werden. Doch dem Papst blieb Gott sei Dank ein Bußgeld erspart. Andernfalls hätte man ja auch die Kirchengeschichte neu schreiben müssen. Schließlich ist der Papst unfehlbar. Wir anderen, gewissenslabile Geschöpfe, die wir sind, müssen uns dagegen schon etwas mehr anstrengen. Auf unseren Pfaden müssen wir uns aufrichtig bemühen, unser Ziel nicht zu verfehlen. Schließlich suchen wir doch alle das Himmelreich auf Erden, ob wir nun zu Fuß, mit unserem Auto oder mit unseren vielen Lastern unterwegs sind.

 
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