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WÜRZBURG
Pronolds Erben auf der Festung
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 30.04.2017 03:46 Uhr

Die Bayern-SPD sucht ihren neuen Vorsitzenden. Anders als in früheren Jahren tut sie das erstmals basisdemokratisch. Rund 60 000 bayerische Genossen dürfen bis 11. Mai per Briefwahl darüber abstimmen, wer den bisherigen Landesvorsitzenden Florian Pronold beerben soll, der beim Parteitag am 20. Mai nicht erneut kandidiert.

Potentielle Nachfolger gibt es genug. Anders als früher scheint der SPD-Landesvorsitz im Moment ein begehrter Posten zu sein: Gleich fünf Politiker und eine Politikerin wollen ihn. Bei einer Regionalkonferenz am Sonntag auf der Festung Marienberg in Würzburg stellten sich die Kandidaten rund hundert unterfränkischen Genossen vor.

Was die Kandidaten eint, ist ihr Glaube, dass die Bayern-SPD, die im Januar bei einer Wahlumfrage von infratest dimap nur noch 14 Prozent Zustimmung im Freistaat bekam, im Aufwind ist – und bald abhebt. Was die Kandidaten außerdem eint, ist ihr Glaube, auch in Bayern auf den „Schulz-Zug“ aufspringen zu können und im Windschatten des populären SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz weit nach vorn zu kommen. In der Frage aber, welche Strategie sie fahren wollen, um der übermächtigen, seit 60 Jahren in Bayern regierenden CSU Stimmen abzunehmen, unterscheiden sich die Kandidaten.

„Kämpfen! Wir müssen die CSU angreifen. Nicht auf sie starren wie das Kaninchen auf die Schlange“, empfahl etwa Florian von Brunn (48) aus München, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Umwelt und Verbraucherschutz. Von Brunn wiederholte oft gehörte SPD-Forderungen wie jene nach einer Gemeinschaftsschule, nach mehr Bildungsgerechtigkeit und „bezahlbarem Wohnen“ und betonte, dass man deutlich machen müsse, wer für die Missstände in Bayern die Verantwortung trage – und das sei die CDU.

Genau die gegensätzliche Strategie hält SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen (49) für richtig. „Wir müssen uns nicht an der CSU abarbeiten“, sagte sie. Viel sinnvoller sei es, den jungen Leuten mit ihren Existenzängsten Chancen zu bieten, den Älteren Würde, den Geflüchteten Heimat. „Die SPD muss das Gefühl von Sicherheit vermitteln“, sagte Kohnen. Die SPD-Generalsekretärin, die als Pronolds Wunsch-Nachfolgerin in die Abstimmung geht, ist der Auffassung, dass die SPD enger mit Gewerkschaften, Jusos und anderen SPD-Landesverbänden vor allem aus dem Süden zusammenarbeiten sollte.

Mit Markus Käser (41) aus Pfaffenhofen und Uli Aschenbrenner (48) aus Straubing stellten sich zwei Kandidaten vor, die anders als ihre Vorredner nicht über landespolitische, sondern nur über kommunalpolitische Erfahrung verfügen. Idealistisch klangen beide: „Zur SPD geht keiner, weil er Karriere machen will, sondern weil er eine bessere Welt will“, sagte Käser. Und Aschenbrenner: „In die SPD tritt man ein, weil man dran glaubt.“

Der fünfte Kandidat, Gregor Tschung (51) aus München, ist Sprecher der Münchner Tafel, die „wöchentlich 20 000 Menschen betreut“. Aus dieser Erfahrung heraus sprach sich Tschung für mehr Hilfe für „Schwache und Schwächste“ aus, die sich im reichen Bayern„verlassen und verraten“ vorkommen müssten. Während für Tschung das Soziale ganz vorn steht, sieht der Münchner Münchner Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel (61) die Bayern-SPD hauptsächlich „als Partei der arbeitenden Menschen bis zur Rente“. Für diesen „Markenkern“ stehe er.

Nach der Vorstellungsrunde war für die sechs Landesvorsitz-Kandidaten noch lange nicht Schluss. Mit Fragen wie „Was machst du für die Jusos?“ oder „Was wären deine wichtigsten Sofortmaßnahmen?“ prüften Unterfrankens Genossen die aus dem Süden Bayerns angereisten Kandidaten auf Herz und Nieren.

 
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