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Unterm Strich: Wer gibt den Kaiser?
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 19.10.2020 02:16 Uhr

Von Deutschlands letztem Kaiser Wilhelm II. sind große Worte überliefert. Zum Beispiel: „Das Auto hat keine Zukunft, ich setze aufs Pferd!“ Oder: „Es ist mir vollständig gleichgültig, ob im Reichstagskäfig rote, schwarze oder gelbe Affen herumspringen.“ Doch unverdrossen stürmten kürzlich (um in der Diktion des noblen Wilhelm 2 zu bleiben) manche „Affen“ unter Schwenken seiner kaiserlichen Fahne die Treppe zum Reichstag und riefen: „Wir wollen unseren Monarchen zurück!“ Denn Wilhelm II. hat in seinem letzten Willen verfügt, dass sein im Exil begrabener Leichnam erst wieder in preußische Erde kommt, wenn Deutschland reumütig zur Monarchie zurückgekehrt ist. Aber eigentlich liegt er ganz gut unter den Tulpen in Holland. Aber es fehlt den reichsbürgerlichen Royalisten an Alternativen: Herr Kaiser bleibt lieber bei der Hamburg-Mannheimer, Kaiser Franz ist froh, wenn er seine Ruhe hat. Karl-Theodor zu Gutenberg und der Promilleprinz Ernst August von Hannover sind schwer vermittelbar. Es bleibt Ferfried Prinz von Hohenzollern (Spitzname „Foffi“), Enkel des letzten sächsischen Königs. RTL II zeigte das Blaublut hautnah in vier Teilen der vielsagenden Doku-Soap „Tatjana & Foffi – Aschenputtel wird Prinzessin“. Da wollte man uns Untertanen glauben machen, der Horizont des Lebemannes reiche kaum über die Brustspitzen seiner Mätresse Tatjana Gsell hinaus. Das ist aber Vergangenheit. „Ich habe keine Schulden mehr, bin glücklich und Single“, sagt Foffi heute. Er wolle „die Harmonie meiner Familie niemals mehr durch Ferne gefährden“. Das klingt irgendwie drohend.

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