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Unterm Strich: Was unsere Abgeordneten gelernt haben
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 27.10.2019 02:11 Uhr

Manche Wähler glauben ja, der Bundestag sei mal voller, mal leerer, aber immer voller Lehrer – darunter viele Oberlehrer ganz ohne Studium. Doch Pädagogen bilden nur die viertgrößte Berufsgruppe unter den mehr als 700 Abgeordneten. Die meisten sind Juristen (152 Parlamentarier). Das muss ja kein Fehler sein, wo es um Gesetzgebung geht. Es gibt viele Wirtschafts- und Politikwissenschaftler, Ingenieure und Soziologen, sogar zehn Polizisten. Es müsste da auch viele Schauspieler geben. Aber nur einer bekennt sich dazu, Michael Brandt (Die Linke). Er ist ein Exot – wie der Pfarrer Michael Stübgen (CDU), Lokomotivführer Detlev Müller (SPD) oder die Bäckerin Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen). Es gibt Architekten, Ernährungswissenschaftler, Bestatter und Winzer, sogar eine Diamant-Gutachterin. Die wenigsten haben zwei Berufe erlernt – wie Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU): Der ist Diplom-Kaufmann und Müllermeister. Am Schwinden ist der Einfluss der Pfarrer in der Bundespolitik, seit Joachim Gauck ins Präsidentenamt und in die Rente flüchtete – und Peter Hintze das Zeitliche segnete. Gleiches gilt für die Mediziner: Die frühere Ärztin in einer Frauenklinik Ursula von der Leyen leistet jetzt Geburtshilfe in Brüssel. Und der Augenarzt und frühere Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) doktert lieber in Aufsichtsräten herum. Dafür haben wir jetzt aber Helge Braun. Der CDU-Mann soll als Kanzleramtsminister das Land in die digitale Zukunft führen. Dafür hat er beste Voraussetzungen: Er ist gelernter Narkosearzt und promovierte zum Thema „Herzrasen bei medizinischen Operationen“.

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