Irgendwie mag ich sie, die Laubbläser, die in Parks, Vorgärten und überall, wo sich mehr als zehn Blätter zur unangemeldeten, aber erwartbaren Herbst-Demo zusammengefunden haben, im Einsatz sind. Müsste ich jemand erklären, was typisch deutsch ist, fiele mir der Laubbläser ein. Steht dieses herrliche Gerät doch wie kein zweites dafür, dass man ein Problem mit viel Energie, Arbeit, Lärm und heißer Luft problemlos von einer Ecke in die andere blasen kann – ohne es aus der Welt zu schaffen. Und weil die Laubbläserei so wichtig ist, sind es meist Männer, die mit dem großen Rohr hantieren, vermutlich weil sie auch mal richtig Wind machen wollen. Aber auch eine Laubbläser-Orgie kann gesteigert werden. Zum Beispiel durch einen Rundgang mit dem Gasbrenner, um jedes Pflänzlein, das sich zwischen Gehwegplatten einen Platz an der Sonne sucht, mit Stumpf und Stil auszurotten. Während wir versuchen, durch weniger Wattestäbchen und den Griff zum unverpackten Bio-Gemüse die Welt zu retten, hat sich der Laubbläser in den letzten 25 Jahren trotz aller Energiespar-Bemühungen in die Herzen der Deutschen gesaugt. Und das, obwohl mit Harke, Rechen oder Besen dieselben Arbeiten verrichtet werden können. Aber mit dem Besen in der Hand könnte man den Nachbarn natürlich nicht zeigen, wie wichtig man das Entblättern nimmt, und dass man sich neben dem Bläser auch noch Warnweste, Sichtschutz, Schallschutz und Helm angeschafft hat. Denn wie schnell ist es passiert, und es fällt einem bei aller Vorsicht ein Blatt, Kategorie „Laubproblem-Leugner“, auf den Kopf oder gar in den Rücken.
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