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Unterm Strich: Vom Tod eines Helden
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 13.08.2020 02:11 Uhr

Helden müssen sterben. Das war schon immer so. Ja, sie müssen sogar bereit sein dazu. Hamlet sinnt auf Rache für den heimtückisch ermordeten Vater und nimmt am Ende den Tod in Kauf. Wallenstein ergeht es ähnlich. Des Kaisers durchtriebener General, brutal gerichtet auf dem Gipfel seiner Macht. Die Glanzzeit von Ocean Bay liegt schon etwas länger zurück, doch soll das seinen Heldenstatus in keiner Weise schmälern. Schon in jungen Jahren strotzte der Hengst vor Manneskraft und war ein umjubelter Star in seiner venezolanischen Heimat. Er reüssierte in einigen der bedeutendsten Rennen des Landes. Nach Ende der Laufbahn verbrachte er seinen Lebensabend auf einem Gestüt: als Deckhengst, dessen Wundergene die nächste Generation auf Trab bringen sollten. Eigentlich ein reizvoller Gedanke. Aber dann kamen die Häscher, über deren Motive wenig bekannt ist, nur so viel: Auf die wertvollen Erbanlagen Ocean Bays hatten sie es wohl nicht abgesehen, was den Fall um so tragischer macht. Stunden nach seiner Verschleppung wurde der Hengst gefunden, besser: das, was seine Entführer von ihm übrig gelassen lassen: der abgehackte Kopf und das Skelett. Sogleich keimte ein schlimmer Verdacht in dem krisengeschüttelten Land: Ist der einstige Champion womöglich im Kochtopf gelandet? Verraten und verkauft von einer Horde ruchloser Banditen? Das wäre ein grausames Los für einen Helden, auf dessen Rücken mal der Stolz einer Nation lag. Er war bereit zu sterben, aber nicht unter seiner Würde. Wie man hörte, sollen seine Häscher ihn unter falscher Identität verhökert haben: als banales Rindersteak.

 
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