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Unterm Strich: Vergiftete Beziehungen
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 23.10.2020 02:17 Uhr

Häufig benutzen wir im Alltag recht altertümliche Redewendungen, um sozusagen bildhaft und „mit geflügelten Worten“ Zustände zu beschreiben – ohne zu wissen, woher diese Redewendungen eigentlich kommen. Mit einer Erkältung im Bett fühlen wir uns gerne „wie gerädert“. Kein schönes Gefühl, aber mit Sicherheit kein Vergleich zu dem, was Verurteilte im Mittelalter erleiden mussten, wenn sie bei ihrer Hinrichtung tatsächlich zwischen die Speichen eines Rades „geflochten“ wurden, wobei ihnen zunächst alle Gliedmaßen gebrochen und dann ein schmerzhaftes Ende bereitet wurde. Oder jemandem „einen Korb geben“ bedeutet zum Beispiel, eine Einladung zum Essen abzulehnen. Das taten die Burgfräulein im Mittelalter auch. Sie ließen vom Turmfenster einen Korb herunter, um darin – vermutlich erst nach Besuch eines Fitnessstudios – ihren Liebsten zu sich in die Kammer zu ziehen. War der Galan nicht willkommen, musste er mit einem Korb mit losem Boden rechnen, was ihn spätestens beim nächsten Besuch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. Die Redewendung von der „vergifteten Beziehung“, als Sinnbild für Beziehungskrisen aller Art, erklärt sich gerade aktuell wieder eindrucksvoll. Der Giftanschlag auf den russischen Regimekritiker Nawalny hat tatsächliche toxische Auswirkungen auf die Beziehungen zu Russland und Wladimir Putin. Wir werden sehen, ob die deutsch-russischen Beziehungen wieder „auf einen grünen Zweig“ kommen, wer in der Krise wem „die Stange hält“, „aufs Dach steigt“ oder wer was „im Schilde führt“.

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