A bissel was geht immer“, befand der legendäre Monaco Franze alias Helmut Fischer einst in der gleichnamigen Fernsehserie. Gemeint war ein kleiner Flirt in einem Münchner Café oder im Englischen Garten. Und vielleicht auch etwas mehr. Mehr als 35 Jahre ist das jetzt her. Doch der Sittenverfall, klagte jüngst die „Süddeutsche Zeitung“, sei selbst in München längst nicht mehr das, was er mal war: So hätten aktuelle Studien gezeigt, dass auch in der einst so freizügigen Single-Hauptstadt junge Leute immer weniger Sex haben. Selbst Paare über Sechzig kämen inzwischen häufiger zur Sache als Singles unter Dreißig. Diesen Trend hat München zwar nicht exklusiv. In Japan gibt es sogar schon einen Begriff für junge Männer, die sich der Fleischeslust komplett versagen: Soshoku Danshi – Grasfresser – wird diese sexuell inaktive Spezies in Nippon genannt. Im Gegensatz zu Tokio hat München hier allerdings einen Ruf zu verlieren – zumal inzwischen auch die Nackerten an Eisbach und Flaucher immer mehr zu Exoten werden. Der Münchner Stadtrat sah sich kürzlich sogar genötigt, das Recht auf „Oben ohne“ an der Isar einstimmig per Beschluss zu bekräftigen, nachdem ein Wachdienst Frauen dort aufgefordert hatte, ihre nackten Brüste zu bedecken. Ob der erotischen Faulheit per Stadtratsbeschluss Einhalt geboten werden kann, scheint allerdings fraglich. Experten sehen den Hauptgrund für die sexuelle Flaute nämlich im technischen Wandel: Selbst für viele Paare sei ein Serien-Marathon auf Netflix schlicht spannender als das private Alternativprogramm im Doppelbett.
Unterm Strich: Unterm Strich: Sex-Flaute in der Single-Hauptstadt
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