So niveaulos, wie die Ära Donald Trump war, so stillos endet sie auch. Kaum ist der Hausherr zur Tür hinaus, krallen sich die Angestellten offenbar Erinnerungsstücke – hier eine Abraham-Lincoln-Büste, dort einen ausgestopften Fasan. Als gäbe es nichts Interessanteres im Weißen Haus zu entdecken. Vielleicht den Schuh, der im Irak auf George W. Bush geworfen wurde. Oder John F. Kennedys Adressbuch mit den Namen seiner Damen. Bill Clintons Saxofon – oder doch die leere Flasche Fleckentferner? „Da haben wir zum Glück eine andere Kultur“, sagt ein Freund mit Blick auf das baldige Ende von Angela Merkel als Kanzlerin. Man sollte es nicht beschreien. Was gäbe es im Kanzleramt erst an Erinnerungsstücken zu erbeuten? Womöglich Willy Brandts heimlich getragene Knieschoner vom Kniefall in Warschau. Helmut Schmidts Zigaretten-Etui? Oder Gerd Schröders Haarfärbemittel. Vielleicht eine (längst abgelaufene) Dose mit Helmut Kohls Pfälzer Leberwurst. Oder doch sein Notizblock mit der Liste der Parteispender? Und ein Buch, das Angela Merkel von Portugals Premierminister Antonio Costa bekam: „Die Stadt der Blinden“ des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago. Ein Buch mit brisantem Inhalt: In einer Stadt greift Erblindung wie eine Seuche um sich, Chaos bricht aus und viele Menschen sterben. Nur eine Frau behält ihr Augenlicht und kann eine kleine Gruppe retten. So ein Buch mit symbolträchtigem Titel möchte man auch Donald Trump zum Abschied schenken: „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll? Vielleicht täte er sich mit Micky-Maus doch leichter.
Unterm Strich: Symbolträchtige Erinnerungen
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