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Unterm Strich: Start frei für die Bruchlandung
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 03.12.2021 02:21 Uhr

Wir sind eine Gesellschaft im Umbruch“ hört man immer wieder – wobei man diese Brüche, je nach Sichtweise, in Klimapolitik, Wertewandel oder Digitalisierung ausmachen kann. Das soll wohl Mut machen, solange man sich darunter einen Aufbruch vorstellt, lässt aber nichts Gutes erahnen, wirft man einen genaueren Blick in die Welt der Brüche. Mit dem Aufbruch hat der Bruch an sich nämlich schon den Gipfel seiner Gutartigkeit erreicht. Von da an bricht der Bruch in seinen Sympathie-Werten gewaltig ein, wenn er als Dammbruch, Leistenbruch, Beinbruch oder neuerdings als Impfdurchbruch daherkommt. Ein Bruch steht mathematisch betrachtet zunächst für eine Division, es wird also etwas geteilt. So wie beim Einbruch, der für eine drastische Reduzierung der Wertsachen steht. Der Bestohlene „teilt unfreiwillig“ seinen Besitz mit dem Einbrecher. Auch andere „Brüche im Leben“, wie eine Scheidung, bei der neben reichlich Porzellan auch eine Ehe in die Brüche geht, sorgen dafür, dass kräftig geteilt wird, und jeder am Ende glaubt, nur einen Bruchteil dessen, was ihm eigentlich zusteht, bekommen zu haben. Gut möglich, dass es nach all der Keilerei und Teilerei am Ende der familiären Bruchlandung nur noch für eine Bruchbude langt, für die sich nicht einmal mehr die Einbrecher interessieren. Darum Vorsicht bei allem, was mit Brüchen zu tun hat. Mancher ist schon mit viel Tamtam zum Kneipenbummel aufgebrochen, an den er sich am nächsten Morgen nur noch bruchstückhaft zu erinnern vermag, weil in seinem Schädel ein Steinbruch abgebrochen wird.

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