Was man gemeinhin als sozial bezeichnet, liegt natürlich im Ermessen des Einzelnen. Sozial ist ein Schlagwort, das gerne in Politiker-Reden vorkommt, weil es immer etwas hermacht, wenn man sich sozial verhält. Auf einer Ebene mit sozial steht das Wörtchen grün, zuweilen auch nachhaltig oder vertrauensvoll. Ohne Vertrauen wird unser aller Dasein rasch zu einer trüben Veranstaltung. Politiker wissen das. Daher ist es verständlich, dass sie so oft und so intensiv um unser aller Vertrauen werben. Manchmal wäre es besser, wenn diesem Werben auch noch etwas folgen würde, so etwas wie Taten. Mit Taten aber ist das so eine Sache. Sie bergen die Gefahr, dass man später daran gemessen wird. Also lässt man es lieber. Beim kürzlich verstorbenen Hans-Jochen Vogel war das noch anders. Vogel war ein Macher und so etwas wie das soziale Gewissen seiner Sozialdemokratischen Partei. Er kämpfte für Toleranz und Respekt, aber auch für bezahlbaren Wohnraum, erst in der Politik, später im Privaten – und dies in München, dem Eldorado der Wohnungswirtschaft hierzulande. War er erfolgreich? Nun, das kommt auf die Perspektive an. Heute gibt es in München an jeder Ecke so sozial verträgliche Beispiele wie diese aus der Beilage einer großen süddeutschen Zeitung: Einzimmerwohnung, „Trendquartier Obersendling“, 32,49 Quadratmeter, 364 900 Euro. Zu klein? Wie wär's damit: „Private Momente am Nockherberg“, 119 Quadratmeter, verteilt auf drei Zimmer, für 2,36 Millionen Euro. Zu teuer? Okay, vielleicht sollte man klein anfangen, mit dem Tiefgaragenplatz. Der wäre „ab 43 000 Euro“ zu haben.
Unterm Strich: Soziales Wohnen in der Tiefgarage
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