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Unterm Strich: Söder und die trüben Tassen
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 09.11.2020 02:17 Uhr

Insgeheim murmelt jetzt mancher Kanzlerkandidat: „Der Söder hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Und das ist nicht mal falsch. Wer außer dem fränkischen Bayernkönig würde mit einem Porzellanhumpen ein Signal setzen? Schon beim kleinen Parteitag im Mai hatte der Tassensammler einen Teepott mit Star-Trek-Motiv dabei: Wollte er da zeigen, dass er bereit ist, in unbekannte Galaxien vorzudringen? William Shatner, der Captain Kirk in der Fernsehserie, soll begeistert gewesen sein. Diesmal steht bei Söders Ansprache vor den CSU-Delegierten vielsagend eine schwarze Tasse neben ihm, mit der Aufschrift: „Winter is coming.“ Das Zitat ist aus der Serie „Game of Thrones“ – ein Schelm, der Böses dabei denkt. Söder warnt davor, Corona und idiotische Drohbrief-Schreiber zu unterschätzen – und schenkt sich symbolträchtig die Tasse voll, was zeigt: Ruhig bleiben und Tee trinken! Durch heißes Wasser färbt sich die Effekt-Tasse weiß. Plötzlich steht da: „Winter is here.“ Die Resonanz ist überwältigend – und im Internet überschlagen sich die Tassen-Bestellungen. Das müssen die eifersüchtigen Kanzlerkandidaten nachäffen. Aber wie? Armin Laschet mit Apollo-13-Tässchen mit der Aufschrift „Houston, wir haben ein Problem“? Norbert Röttgen mit einer zierlichen „Casablanca“-Schale mit dem Zitat: „Ich schau Dir in die Augen, Kleiner“? Friedrich Merz nimmt einen Humpen mit dem Dirty-Harry-Zitat „Make my day“. Und Markus Söder wird vergnügt den Aphoristiker Thomas Strobel zitieren: „Wer alle Tassen im Schrank hat, muss seinen Kaffee wohl aus dem Suppenteller schlürfen!“

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